Der besondere Charme – Historische Medaillen

Die Webseite der deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst beschreibt die Medaille folgendermaßen:

„ Das Leben sowie die reale und virtuelle Wirklichkeit „auf den Punkt“ zu bringen, ist der Odem eines Mediums, das wie keine andere Kunstform Konzentration und Weltsicht, Konvention und Moderne bietet, Kunst und Gesellschaft verbindet, Zeitgeschichte und Zeitkritik verdichtet: DIE MEDAILLE“

Der Anfang der Medaillen

Bereits in der Antike gab es im Römischen Weltreich Medaillons, die Vorläufer heutiger Medaillen. Sie waren der große Bruder der Münze, waren in Größe, Gewicht und Durchmesser nicht reglementiert. Dadurch war auf ihnen mehr Platz, Geschichte und Geschichten zu erzählen, Ereignisse festzuhalten und Propaganda zu führen.

Silbermedaille 1634 von Sebastian Dadler auf die Beisetzung Gustav Adolf II nach seinem Tod auf dem Schlachtfeld von Lützen

Der aufgebahrte König liegt im Vordergrund, links dahinter Schlachtszene und darüber der Name Jehovas mit schwebenden Engeln. Auf der Rückseite sitzt der König in einem von Pferden gezogenem Wagen. Links steht die Religionsfreiheit, rechts die Tapferkeit und darunter eine vierköpfige Schlange. Diese Medaille ist gefüllt mit Allegorien und Anspielungen auf die Heldenhaftigkeit Gustav Adolf II. Der Text beschreibt die Szene zum Teil. Über den links hinter dem aufgebahrten König fliehenden Kaiserlichen Truppen steht: VEL MORTUUM FUGIUNT („Sie fliehen vor ihm, auch nach dem Tod“). Aus dem Himmel wird dem toten König zugerufen: EUGE SERVE FIDELIS („Gut gemacht, treuer Diener“). Die Rückseitenlegende zählt die Eigenschaften des großen Schwedenkönigs auf: DUX GLORIOS („Ehrenhafter Heerführer“), PRINC PIUS („Frommer Fürst“), HEROS INVICT („unbesiegter Held“), VICTOR INCOMPARAB („unvergleichlicher Sieger“), GERM LIBERATOR („Befreier Deutschlands“).

Was macht Medaillen so besonders?

Die Medaille strahlt wie ein Mikrokosmos, der das ganze Universum im Kleinen widerspiegelt und für Gegenwart und Zukunft unsterblich macht. So sind es Medaillen, die im Laufe der Geschichte vielmehr noch als Münzen, an historische Ereignisse und Persönlichkeiten erinnern. An Krieg und Frieden, Geburt, Hochzeit und Todesfälle, an Astrologie, Religion und Politik, an Königskrönungen, Schützenfeste oder Jubiläen. Die möglichen Anlässe sind schier unendlich und wurden von kleinen und großen Künstlern ihrer Zeit in der Medaille festgehalten. Man denke an berühmte Meister der Medaillenkunst, an Antonio Pisanello in Italien, der die Medaille im Quattrocento zu ganz neuer Blüte führte.  Nördlich der Alpen schufen Hans Schwarz, sein Namensvetter Hans Reinhard, Christian Wermuth, das Atelier Loos in Berlin und andere Höhepunkte in der Medaillenkunst von Renaissance bis heute.

Preussen, sog. Generalsmedaille 1871 von Kullrich und Weigand auf den Sieg über Frankreich. Der Kopf Wilhelms I und umher ein Band mit den Namen der beteiligten deutschen Generäle, sowie Bismarck, des Kriegs und Marineministers. Auf der Rückseite sitzt die Germania mit Schwert und Schild. Links die Siegesgöttin, rechts die Friedensgöttin und darunter das Eiserne Kreuz.

Der Sammler von Medaillen befindet sich in allerbester Gesellschaft. Selbst Goethe sammelte Zeit seines Lebens diese kleinen, runden Bilder, nicht mit Farbe gemalt, sondern in Metall geprägt oder gegossen. Selbst auf Reisen dürften die Medaillen nicht fehlen. Sie inspirierten, machten Menschen und Geschichte verständlich. Im wahrsten Sinne des Wortes mit Augen und Händen greifbar. Im Gegensatz zu Münzen haben sie nicht den Charakter des staatlichen Zahlungsmittels. Sie sind weit mehr. Kunstwerke in Kupfer, Silber und Gold und im Gegensatz zu herkömmlichen Münzen nicht auf Massenproduktion hin ausgelegt. Da sie nicht für den täglichen Geldumlauf bestimmt waren, sondern Erinnerung und damit von jeher geschätzt und pfleglich aufbewahrt wurden, liegen sie im Gegensatz zum Massenprodukt Münze sehr viel häufiger auch in guter Qualität vor.

Welche Medaillen sammeln?

Es gilt der Grundsatz, jeder sollte das sammeln, was ihm persönlich gefällt. Hier wird jeder etwas finden, denn die Möglichkeiten sind (fast) grenzenlos. Trotzdem möchte ich gleich zu Beginn eine einzige Einschränkung machen: Bitte lassen sie die Finger von den zahlreichen modernen Pseudomedaillen. Sie werden von findigen Geschäftsleuten vertrieben, in Hochglanzprospekten mit hohem Wertsteigerungspotential angeboten und sind letztlich nur eines; „heiße Luft“! Der gutgläubige Sammler verbrennt sein Budget! Im Folgenden sollen aus dem unglaublichen Fundus der Möglichkeiten exemplarisch Anregungen folgen. Sie können als Ergänzung zu Münzen oder als eigenständige Sammlung betrachtet werden.

Medaillen nach Themen

Motivsammlungen

Die in weiten Kreisen vorherrschende Annahme, das Motivsammeln geht auf den Einfluss der Philatelie zurück, ist falsch. Noch lange vor Einführung der ersten Briefmarke haben Numismatiker und Kunsthistoriker Sammlungen nach bestimmten Motiven zusammengetragen. Nicht der geographische oder historische Gedanke steht hier im Vordergrund, sondern einzig die Darstellung. Tier oder Pflanzenmotive, Schiffs, Stadt oder Architekturdarstellungen können mögliche Inhalte sein. Besonders die Darstellung des menschlichen Antlitzes war seit jeher ein beliebtes Thema. Von Cleopatra über Maria Theresia, von Alexander dem Großen über Martin Luther bis hin zu Reichskanzler Bismarck, von der Antike bis zur heutigen Zeit kann eine Galerie von Persönlichkeiten zusammengetragen werden, die Weltgeschichte schrieben. Man könnte an ihnen Haartracht und Kleidungsstil im Wandel der Zeit studieren und vieles mehr.

Medaille 1730 von Vestner und Müller auf die 200 Jahrfeier der Reformation, Brustbild Martin Luthers, Stadtansicht von Jerusalem die von der Sonne bestrahlt wird

Medicina in Nummis

Medizingeschichte ist ein vor allem von Ärzten gern gepflegtes Sammelgebiet. Ihre Erfindungen und Leistungen, Darstellung von Kollegen sowie medizinischer Fakultäten oder Asklepios und Salus Darstellungen auf Münzen und Medaillen können zum kleinen, ganz persönlichen „medizinischen Wikipedia“ werden.

Medaillen nach Medailleuren

Sebastian Dadler (1586-1657), Medailleur und Goldschmied, arbeitete zunächst in Augsburg und Wien und von 1623-1632 für den sächsischen Hof in Dresden. 1634 ließ er sich in Danzig nieder und später wirkte er bis zu seinem Tod in Hamburg. Er war einer der führenden Medailleure seiner Zeit. Besonders beliebt sind seine Porträtmedaillen auf zeitgenössische Persönlichkeiten, u.a. auf Gustav Adolph von Schweden und seine zahlreichen Gelegenheitsmedaillen auf viele Ereignisse des 30 jährigen Krieges.

Medaille 1631 von Sebastian Dadler auf den schwedischen und protestantischen Sieg bei Breitenfeld

Justitia, Constantia und Pax stehen beisammen und reichen sich die Hand. Die Rückseite zeigt die Darstellung des Schlachtfeldes. Die Schlacht bei Breitenfeld gehörte zu den wichtigsten Auseinandersetzungen im 30. Jährigen Krieg. Nachdem die kaiserlichen Truppen unter Tilly in Sachsen eingefallen waren, schloss sich Kurfürst Johann Georg I im September 1631 Gustav Adolph von Schweden an. Am 17. September 1631 kam es zur Schlacht bei Breitenfeld. Die kaiserliche Reiterei schlug zwar die Sachsen, letztlich aber gewann die protestantische Armee. Es war der erste große Sieg der Protestanten und der Wendepunkt im 30 jährigen Krieg.

Christian Wermuth (1661-1739) arbeitete zunächst an der Münze des Grafen von Schwarzburg-Sondershausen und wechselte 1688 an die Münze nach Gotha. Er hat eine Unmenge von Münzstempeln für viele mitteldeutsche Fürsten geliefert und viele künstlerisch erstklassige Medaillen geschnitten. 1699 erhielt er das kaiserliche Privileg, Medaillen in eigener Werkstatt herzustellen und betrieb dies nun in großem Stil. Aus seinem Atelier stammen mehr als 1200 verschieden Medaillen auf praktisch alle bedeutenden Ereignisse seiner Zeit und fast alle Persönlichkeiten der Epoche wurden von ihm porträtiert. Er verschickte gedruckte Verkaufslisten an Liebhaber, Händler Münz und Kunstkabinette und genoss schon 1703 so großes Ansehen, dass er von König Friedrich I. von Preußen eine Berufung als Hofmedailleur erhielt.

Aus der Vielzahl großer und kleiner Medailleure sollen exemplarisch genannt werden: Raimund Falz, Johann Carl Hedlinger, Johann Höhn, Phillip Heinrich Müller, Anreas Vestner, Peter Paul Werner und Daniel Friedrich Loos.

Wo kann ich Medaillen kaufen?

Analog zu anderen Sammlungsgegenständen gilt auch hier; Sie liegen nicht auf der Straße und warten darauf, von Ihnen eingesammelt zu werden. Im Gegensatz zu Münzen sind Medaillen weitaus seltener und der Interessent steht nicht nur mit reinen Münzsammlern in Konkurrenz sondern auch mit Kunstsammlern. Der seriöse Fachhandel sollte erster Ansprechpartner sein. Sonst gilt das gleiche, wie schon beim Einkauf von Münzen erwähnt. Lassen sie sich beraten und vertrauen Sie Ihrem persönlichen Interesse und gesundem Menschenverstand.

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