Der vergessliche Uhrmacher und das Millionending der Lady Gomm
Es ist schon erstaunlich wie ein zerstreuter Uhrmacher an der Erschaffung der wohl populärsten Briefmarken beteiligt war. Die Rede ist hier von der Blauen Mauritius und deren kleiner Schwester. Also der nicht ganz so bekannten, aber nicht minder raren Roten Mauritius.
Lady Gomm: eine „Paris Hilton“ der britischen Kolonialzeit?
Lady Gomm war die Gattin des Gouverneurs der britischen Kronkolonie Mauritius, Sir W. Maynhard Gomm.
Die umtriebige Lady Elisabeth Gomm liebte Partys und sie hielt alljährlich den berühmten Ball im Gouverneurspalast ab. Dieser war auf der kleinen Insel Mauritius eine echte Sensation. Ein Ball von dem man bis St. Louis redete und der sogar in der „Times“ erwähnt wurde. Abgesehen von diesem gesellschaftlichen Ereignis war nicht viel los auf Mauritius und so blieb man mit einer „Kolonialdisco“ in aller Munde.
Auch Lady Gomm wollte „up to date“ sein und so erreichten die Insel viele Briefe mit ganz drolligen und bunten Aufklebern. Auf diesen war die damals blutjunge britische Königin mit der „One Penny Black“ abgebildet. Ihr werter Gatte bekam ebenfalls Post mit diesen neuartigen Zettelchen auf den Briefen. So entschied Lady Gomm, dass die britische Kolonie Mauritius ebenfalls ein Aushängeschild haben muss!
Unbestimmten Überlieferungen zufolge hatte Lady Gomm ein leichtes Spiel, um ihren Gatten Maynhard von der Idee dieser Briefbildchen für Mauritius zu überzeugen. Vermutlich streichelte die Vorstellung solcher Bildchen auch das Ego des Generalleutnants der britischen Krone.
Erschwerte Bedingungen: Der zerstreute Graveur
Kurzfristig wurde der alte Graveur des Ortes, Joseph Osmond Barnard, in den Gouverneurspalast gerufen und anschließend mit der Gravur der Druckplatten beauftragt. So entstand der Auftrag zur Herstellung der ersten Briefmarken für Mauritius.
Allerdings ließ das Malheur nicht lange auf sich warten. Beim Beginn der Gravur der Druckplatten erinnerte sich der reichlich zerstreute Graveur nicht mehr daran, wie der Wortlaut der Markeninschriften war. Also machte er sich sogleich auf den Weg zu seinem Auftraggeber, um dies nochmal nachzufragen. Unterwegs erblickte er über dem Eingang des örtlichen Postamtes von Mauritius das Schild „POST OFFICE“. Er glaubte, dass dies der geforderte Text auf den seitlichen Markenbändern gewesen sei. War er ja auch: fast… “POST PAID“ wäre komplett richtig gewesen. Die Gravur der Herkunftsbezeichnung „Mauritius“ soll ebenfalls in innovativer Eigeninitiative entstanden sein. Vermutlich war es aber nicht weiter schlimm. Heute würden man diesen Fehler als „Aufwertung“ verkaufen. Außerdem ist davon auszugehen, dass der lebenserfahrene alte Fuchs seinem Chef diesen genau so untergejubelt hat.
Überliefert ist allerdings, dass vor lauter Freude und Aufregung niemand den Fehler bemerkte und Sir Gomm sowieso nicht, da seine werte Gattin sich um die Angelegenheit kümmerte. Alle anderen waren von der Moderne der Herrschaften Gomm viel zu beeindruckt, so dass kein Zweifel an der Richtigkeit der Markeninschriften aufkam. Der Rest zu dieser Zeit konnte eh nicht lesen.
Zu den Marken an sich
Von den beiden Marken, der Roten Mauritius (1 Penny) und der Blauen Mauritius (2 Pence) wurden jeweils 500 Stück gedruckt. Dies hört sich sicherlich nicht viel an, allerdings wären für die kleine Insel Mauritius die Marken ein Vorrat für die nächsten Jahre gewesen. Davon kann man ausgehen, wenn die Einladungen nicht dazu kämen..
Von den Einladungen zum Ball sind heute drei Stück bekannt, die sogenannten „Ball Covers“. Die Einladungen wurden alle mit der Roten Mauritius Marke (One Penny) an verschiedene Empfänger verschickt.
Alle Mauritius-Marken die nicht für die Einladungen verbraucht wurden, wanderten auf Geschäftsbriefen mit dem nächsten Schiff nach Europa.
Die Fakten zur Herstellung der Blauen Mauritius und der Roten Mauritius
Der Kostenvoranschlag wurde von Joseph Osmond Barnard am 11. November 1846 erstellt. Anderen Quellen zufolge soll dies am Donnerstag, dem 12. November geschehen sein. Der Preis für die Gravur der Druckplatten und den Druck betrugt ca. 53 Pfund 80 Schilling. Schon für die damaligen Verhältnisse und für diese Arbeit (r)echt wenig.
Die hergestellten Stücke wurden allerdings nicht in Bögen gedruckt, sondern einzeln. So entstand pro Druck ein „Block“ mit jeweils einem Exemplar. Bernard bediente sich der gleichen Technik wie zur Herstellung seiner Visitenkarten.
Am 20. September 1847 wurde die erste Serie gedruckt und einen Tag später verschickte Lady Gomm die Einladungen mit den Marken. Die Öffentlichkeit konnte einen Tag später, am 22. September die Postwertzeichen erwerben.
Die zweite Serie zeigt die richtige Inschrift „POST PAID“ statt „POST OFFICE“ und wurde im Jahr 1848 gedruckt. Weiterhin gibt es von der zweiten Serie einen seltenen Plattenfehler. Dieser ist durch Abnutzung der Kupferplatten entstanden.
Die Marken der zweiten Serie wurden in Kleinbögen zu 4 x 3 Marken gedruckt. Dabei wurden die rote und die blaue Marke jeweils auf einer eigenen Druckplatte hergestellt. Das Markenbild zeigt die damals junge britische Königin Victoria.
Die rote Ein-Penny-Marke war für die Freimachung lokaler Briefe der Mauritius-Hauptstadt Port Louis vorgesehen. Die blaue Zwei-Pence-Marke für den Briefverkehr mit der benachbarten Insel Rodrigues.
Weitere Briefmarken Raritäten aus unserer Artikelserie:
- die erste Briefmarke der Welt – „One Penny Black“
- die teuerste Briefmarke der Welt – „British Guiana One Cent“
- die populärste deutsche Briefmarke – „Sachsendreier“
- die Gedenkmarke zum Thronjubiläum Georg V.
- die seltenen Aufdruckfehler auf den „Lewanewski-Marken“
- die schwedische „Tre Skilling gelb“
- die „Brasilianischen Ochsenaugen„
- das Basler Täubchen – „Basler Dybli„
- die Briefmarken des Kanton Zürich
- der Posthornsatz aus der Bundesrepublik Deutschland
- die „British-Guiana Cottonreels“
- der berühmte Fehldruck der USA: „Inverted Jenny„
[…] Marke ist -zu mindest bei den deutschen Sammlern- wenigstens genau so legendär wie die Blaue Mauritius und der Yeti, letzterer aber weniger interessant. Genau das macht den hohen Wert des Sachsendreiers […]
[…] der Welt vor sich hat: die sogenannte „British Guiana one Cent“ von 1856, heute teurer als die Blaue Mauritius und die Rote zusammen. Es gibt nur eine davon, bei der die Echtheit halbwegs sicher bewiesen […]
[…] dem Flohmarkt! – Rentner findet 2,5-Mio.-Briefmarke“ „Mauritius-Marken: Ein Fehler, der Millionen wert ist“ „Schweiz: Teuerste Briefmarke der Welt […]
[…] -Nur der Vollständigkeit halber: die häufigste Frage ist die nach der „Blauen Mauritius“- und diese Frage lässt sich sicher und einfach beantworten, und zwar gar […]
[…] „One Penny Black“, ist eine Frau abgebildet. Auf der berühmtesten Briefmarke der Welt, der „Blauen Mauritius“, ist auch eine Frau […]
[…] ist die Blaue Mauritius wert und wie viele gibt […]