Brakteaten – mittelalterliche Münzen aus Metallblech

Brakteaten (teilweise auch Hohlpfennige genannt) sind Münzen oder Medaillen, die aus einem dünnen Metallblech (meist Silber oder Billon) einseitig und auf einer weichen Unterlage geprägt wurden.

In der Geldgeschichte nehmen Brakteaten eine gewisse Sonderstellung ein. Sie sind romanische Kleinkunstwerke von teilweise atemberaubender Schönheit. Für den heutigen Sammler aber auch eines der anspruchsvollsten Sammelgebiete, da es meist „stumme“ Münzen sind. Oft fehlen ihnen schriftliche Angaben über ihre Herkunft oder den Münzherrn. Für die Zeitgenossen war das ohne Bedeutung, denn sie waren meist ohnehin Analphabeten, konnten aber die Münzbilder lesen, so wie wir heute Verkehrsschilder. Brakteaten waren die ersten Münzen, auf denen nicht nur Kaiser und Könige, sondern auch geistliche und weltliche Fürsten dargestellt wurden und ihre Macht demonstrierten.

Gotländischer C-Brakteat Djupbrunns

Merkmale der Brakteaten

Der Begriff Brakteat erscheint erstmals im 17. Jahrhundert, als man begann, sich mit den Münzen des Mittelalters intensiver auseinanderzusetzen. Es leitet sich vom lateinischen Wort „braktea“ ab, welches „Blech“ bedeutet. Sie waren silberne Pfennigmünzen bis ca. 50 mm im Durchmesser und einem auffällig dünnen Schrötling im Gewicht von ca. 0,6 bis 1 Gramm. Daher der Begriff „Blechmünzen“.

Ein weiteres Merkmal ist, dass sie nur einseitig geprägt wurden. Auf der einen Seite entstand als Münzbild ein erhabenes Relief, auf der Rückseite war dasselbe als Hohlform sichtbar.

Brakteaten wurden nur in bestimmten Gebieten geprägt. Ihren „Geburtsort“ haben sie in der Mark Meißen und in Thüringen im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts. Von dort breiteten sie sich nach Niedersachsen und Nordhessen und um 1160 von Frankfurt ausgehend in der Wetterau aus.

Altenburg Friedrich I. Brakteat

Bedingt durch ihre extrem dünnen Schrötlinge waren sie von Beginn an nicht für eine längere Lebensdauer gemacht worden. Diese war auch unerwünscht. Dadurch war es möglich, mehrere Brakteaten gleichzeitig zu prägen. Die Qualität des Münzbildes nahm bei diesem „Prägepäckchen“ vom obersten bis zum untersten liegenden Brakteaten deutlich ab. Im Gegensatz zu anderen Geldstücken waren sie ausschließlich für sehr eng begrenzte lokale Gebiete bestimmt und darum nennt man die Zeit der Brakteaten auch die Zeit des „regionalen Pfennigs“.

Verrufung – was ist das?

Erheblichen Nutzen zogen die Münzherren aus der Verrufung der Brakteaten. In der Regel wurden sie jährlich verrufen, also für ungültig erklärt und oft im Verhältnis vier alte für drei neue umgetauscht. Es war also auch eine fiskalische Maßnahme, die dem Münzherrn einen ansehnlichen Gewinn einbrachte.

Größere Brakteatenfunde belegen jedoch, dass auch damals schon manche Menschen dieser faktischen Enteignung durch Horten der verrufenen Brakteaten entgegentraten. Diese wurden zwar im regionalen Zahlungsverkehr für ungültig erklärt, sie waren aber keinesfalls wertlos. Im Gegenteil, sie hatten einen realen Edelmetallwert, der anderweitig realisierbar war. Brakteaten wurden von Fernhandelskaufleuten zwar kaum als abgezählte Einzelmünzen angenommen, aber nach deren Gewicht, also in Form von Barrensilber.

Ein regionales Wirtschafts- und Währungsgebiet umfasste meist im Umkreis ca. 50 bis 100 Kilometer. Die Kaufleute mussten die auf den jeweiligen regionalen Märkten zugelassenen Münzen für ihre Waren annehmen. Sie mussten aber auch zusehen, diese wieder loszuwerden und in andere, überall gängige Münzen, z.B. Kölner Pfennige, umzutauschen.

Hier wird der enge Zusammenhang von Markt und Währung exemplarisch deutlich. Auf einem Markt herrscht Währungszwang und wer einen Markt beherrscht, kann bestimmen, was als Geld und Tauschmittel gilt und benutzt werden darf.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte Ihren Kommentar eingeben!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein