Briefmarken Altdeutschland: Mecklenburg-Schwerin

Zu den kleineren Briefmarkenländern zählt – ebenso wie Bergedorf oder Mecklenburg-Strelitz– das Ostseeland Mecklenburg-Schwerin. Gerade einmal acht Briefmarken hat das Großherzogtum herausgegeben, einige recht seltene und gesuchte Briefmarken sind darunter.

Die Briefmarkenausgaben

1. Juli1856, Wappen auf punktiertem Grund, ungezähnt

  • 4/4 Schillinge rot

Großes Wappen, ungezähnt

  • 3 Schillinge gelb
  • 5 Schillinge blau

1. Oktober 1864, wie vor, jedoch durchstochen

  • 4/4 Schilling rot (punktierter Grund)
  • 4/4 Schilling rot (weißer Grund)
  • 2 Schillinge rotlila
  • 3 Schillinge gelb
  • 5 Schillinge braun

Vom 3-Schilling-Wert existieren Marken mit breitem und mit schmalem Rand. Vom 5-Schilling-Wert existieren Marken auf normalem, geripptem sowie dickem Papier

Freimarken zu 2 und 5 Schilling aus Mecklenburg-Schwerin
Freimarken zu 2 und 5 Schilling aus Mecklenburg-Schwerin

Die Erhaltung der Mecklenburg-Schwerin-Marken

Der Zustand der heute noch existierenden Marken ist meist „ordentlich“. Der Durchstich der Mecklenburg-Schwerin-Marken ist etwas grob, damit muss man sich abfinden. Geschnittene Marken sind meist gut gerandet, Teilstücke der 4/4-Marken sind manchmal etwas knapp geraten, das ist ihrer Kleinheit geschuldet. Alles in Allem kann man sagen, dass man Mecklenburg-Schwerin-Marken in durchweg guter Qualität finden kann.

¼ allein auf Brief

So mancher Briefe-Sammler hat eine allein verwendete ¼-Schilling-Marke schon gesucht. Geben kann es sie aber nicht. Allerdings sind Drucksachen bekannt, auf welcher sich nur eine ¼-Marke befindet. Diese Frankaturen sind jedoch im Nachhinein beschädigt worden. Drucksachen aus Mecklenburg-Schwerin wurden meist mit einem 2/4-Stück einer 4/4-Marke, senkrecht zusammenhängend, frankiert. Oftmals wurden diese Stücke sehr „schlampig“ verklebt, so dass ein Stück der Frankatur überstand. Beim Aufreißen des Streifbandes kann ein Viertel der Frankatur abgerissen worden sein, so kommen diese ungewöhnlichen Briefe zustande.

Viererblock der 1/4 Schilling Freimarken aus Mecklenburg-Schwerin

Die 4/4-Schilling-Marken und deren Unterschiede

Einen besonderen Reiz üben die 4/4-Marken von Mecklenburg-Schwerin aus, welche fast einmalig sind. Nur von Braunschweig kennt man eine ähnliche Ausgabe. Die erste Ausgabe der 4/4-Marke wurde nicht als ganze Marken im Bogen gedruckt, so besteht ein Bogen dieser Marken nicht aus 120 Marken zu 4/4, sondern aus 480 Marken zu je einem Viertel, die Ränder der Marken sind im gesamten Bogen gleich schmal. Die späteren 4/4-Marken dagegen wurden im Bogen durch breitere Ränder voneinander abgegrenzt gedruckt, also in 4/4-Blöcken.

Eine besondere Stellung bei den Mecklenburg-Schwerin-Marken nimmt die 4/4-Marke mit punktiertem Grund, durchstochen ein. Sie ist eine echte Altdeutschland-Rarität und das Prunkstück jeder Mecklenburg-Schwerin-Sammlung, wenn vorhanden. Entsprechend oft wird sie gefälscht, entweder durch Anbringen eines falschen Durchstichs, hergestellt aus der geschnittenen 4/4-Marke oder durch nachträgliches Hinzufügen der Punktierung durch Handarbeit aus der unpunktierten Variante der Marke. Auch hier ergeht wieder der dringende Hinweis, solche Marken grundsätzlich nur kompetent geprüft, am besten mit Fotoattest zu erwerben. Die seltene Marke gehört zu den 100 seltensten Marken Europas, daher wurde sie vielfach gefälscht.

Restbestände

Das Finanzamt Mecklenburg-Schwerins verkaufte im April 1868 genau 84.302 übrig gebliebene Marken, dazu noch 86.672 Umschläge für insgesamt 100 Thaler. Je 300 Stück gingen an den Norddeutschen Postbezirk. Die 4/4-Marke, durchstochen mit punktiertem Grund, die Seltenheit unter den Mecklenburg-Schwerin-Marken, gilt als gänzlich ausverkauft.

Seltenheit: die 2 Schilling grau statt lila

Diese 2-Schilling-Marke ist die letzte, die von Mecklenburg-Schwerin herausgegeben wurde, wenn man die Reihenfolge chronologisch betrachtet.

Alle Briefmarken Mecklenburg-Schwerins wurden in der preußischen Staatsdruckerei gedruckt, so auch die 2-Schilling-Marke. Als Farbe war lila vorgesehen und geordert, die zweite Auflage dieser Briefmarke fiel aber grau aus. Der Grund dafür ist die Empfindlichkeit der verwendeten Farbe, die zu einer Farbreaktion führte. Allerdings können auch lilafarbene Marken nachträglich Farbveränderungen durch falsche Lagerung aufweisen. Daher lassen sich die verschiedenen Auflagen manchmal schlecht voneinander abgrenzen. Von den 2-Schilling-Marken in lila wurden 50.000 Stück gedruckt, von der Grauen nur 20.000 Marken.

Die wenigen echt gelaufenen Briefe mit der grauen 2-Schilling-Marke sind bekannt, es gibt von ihnen etwas mehr als ein Dutzend, Neuentdeckungen sind allerdings nicht ausgeschlossen. Diese Briefe gelten als große Altdeutschland-Raritäten.

Fälschungen

Wie oben schon erwähnt, wird besonders die 4/4-Marke, durchstochen, gefälscht. Aber auch die anderen großen und kleinen Werte kommen häufig als Falsifikate vor, auch Marken mit entfernten Stempeln. Grundsätzlich kann man gar nicht oft genug wiederholen, solche Briefmarken nie ohne Obligo zu erwerben, dazu gehören auch Briefmarken mit Altprüfungen oder mit undefinierbarem Signum. Nur mit einer aktuellen Prüfung ist man auf der sicheren Seite. Bei teureren Marken sollte man auf einen aktuellen Fotobefund bestehen.

Eine Mecklenburg-Schwerin-Sammlung aufbauen

Auch das zweite Mecklenburg-Sammelgebiet würde komplett auf eine Albumseite passen, wenn man sich auf eine komplette Zusammenstellung der Briefmarken beschränkt. Allerdings kann hier eine Mecklenburg-Schwerin-Sammlung deutlich umfangreicher ausfallen, wenn man die doch reichlich vorhandenen Plattenfehler der großformatigen Marken mit einbezieht. Wie bei allen Altdeutschland-Ländersammlungen benötigt man ein gut ausgestattetes Budget, wenn man auf Vollständigkeit und gute Qualität achtet, dies ist kein Geheimnis, und dessen muss man sich bewusst sein.

Fazit

Mecklenburg-Schwerin ist ein weiteres Sammelgebiet Altdeutschlands mit Briefmarkenausgaben, welche sich in dieser Form und Zeichnung nicht ein zweites Mal finden lassen. Besonders die 4/4-Marken suchen Ihresgleichen. Leider ist dieses Sammelgebiet nicht für jeden erschwinglich, aber Einzelstücke der 4/4-Briefmarke der ersten Ausgabe können recht leicht in eine Altdeutschland-Sammlung Einzug halten, vielleicht im Rahmen einer Heimat- oder Stempelsammlung.

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