Briefmarken Altdeutschland: Die Ausgaben Braunschweigs

Die „Braunschweiger Pferdchen“

Großer Beliebtheit erfreuen sich die altdeutschen Briefmarkenausgaben Braunschweigs. Besonders bekannt sind die früheren Ausgaben mit dem Pferde-Motiv, auch genannt „Braunschweiger Pferdchen“. Nicht ganz einfach ist das Ansammeln einer kompletten Braunschweig-Sammlung, wenn man ungebrauchte Marken sammelt. Besonders die Briefmarken der ersten Ausgabe von 1852 sind ungebraucht mit Originalgummi schwer zu bekommen.

Die Ausgaben

Braunschweig hat in der Zeit zwischen 1852 und 1865 insgesamt 20 Briefmarken herausgegeben:

1852, farbiger Druck auf weißem Papier, querformatig

  • 1 Silbergroschen rosa
  • 2 Silbergroschen blau
  • 3 Silbergroschen rot

1853, schwarzer Druck auf farbigem Papier, querformatig

  • ¼ Gutegroschen braun
  • 1/3 Silbergroschen weiß
  • 1 Silbergroschen bräunlich-gelb
  • 2 Silbergroschen blau
  • 3 Silbergroschen rosa

1857, teilbare Marke, quadratisch

  • 4/4 Gutegroschen schwarz auf braun nicht herausgegeben
  • 4/4 Gutegroschen braun auf weiß

1861/63, farbiges Papier, querformatig

  • ½ Gutegroschen schwarz auf grün
  • 1 Silbergroschen schwarz auf gelb
  • 3 Silbergroschen rosa auf weiß
1 Silbergroschen schwarrz auf gelb
  1. von dieser Ausgabe existieren Marken mit linienförmigen und bogenförmigen Versuchsdurchstichen
  2. die Versuchsdurchstiche sind immer unsauber, Scherentrennungen sind häufig anzutreffen

1864, farbiges Papier, durchstochen, querformatig

  • 1/3 Silbergroschen schwarz auf weiß
  • 1 Silbergroschen gelbocker
  • 2 Silbergroschen schwarz auf dunkelblau
  • 3 Silbergroschen rot auf weiß

Die Marken dieser Ausgabe sind bogenförmig durchstochen. Vom 1- Silbergroschen-Wert existiert eine linienförmig durchstochene Variante.

1865, Hochoval

  • 1/3 Groschen schwarz
  • 1 Groschen rosa
  • 2 Groschen blau
  • 3 Groschen braun

Von allen Werten dieser Ausgabe blieben einige wenige Exemplare undurchstochen.

Die Erhaltung der Braunschweig-Briefmarken

Von allen Werten der Braunschweig-Marken gibt es noch recht viele Exemplare in guter bis sehr guter Erhaltung, wenn man die gebrauchte Erhaltung betrachtet. Vollrandige Marken sind der Normalfall. Bei den gebrauchten Marken gibt es Federzugentwertungen, welche seltener vorkommen als Marken mit Ortsstempel.

gut gerandet nicht selten: Braunschweiger Pferdchen 2 Silbergroschen von 1853

Schwieriger wird es bei der Erhaltung, wenn man sich die ungebrauchten Marken anschaut. Von der ersten Ausgabe (1852) sind die Marken ohnehin ungebraucht selten. Briefmarken mit Originalgummi oder gar postfrische Marken echte Raritäten. Ähnliches gilt für die Brauschweig-Briefmarken der folgenden Ausgabe von 1853. Hier sind ungebrauchte Exemplare nicht ganz so selten wie die der vorhergehenden Ausgabe.

Von allen folgenden Briefmarkenausgaben sind ungebrauchte Exemplare bis hin zu Marken in postfrischer Erhaltung nicht ausgesprochen selten. Das Gleiche gilt für gebrauchte Marken in guter gestempelter Erhaltung.

Die Ausgabe von 1852

Besondere Erwähnung sollen die Briefmarken der ersten Braunschweig-Ausgabe finden. Diese Marken sind -ungebraucht- Raritäten ersten Ranges. Wirklich postfrische Marken oder Marken mit nahezu vollständiger Originalgummierung sind nur in sehr wenigen Stücken bekannt. Dies hat immer wieder Fälscher dazu verleitet, bei gebrauchten Marken zum Beispiel den Federstrich zu entfernen oder ungestempelte Briefmarken nachzugummieren. Der Erwerb ungebrauchter Braunschweig-Marken dieser Ausgabe ist grob fahrlässig und sollte grundsätzlich unterlassen werden.

¼ Gutegroschen braun (März 1856)

Eigentlich waren die Silbergroschen-Marken Braunschweigs für Auslandssendungen vorgesehen. Kurioserweise wurden doch vereinzelt die ¼-Gutegroschen-Marke für Briefe ins Ausland verwendet. In diesem Falle wurde sowohl Nachporto als auch ein Silbergroschen Zuschlag erhoben. Solche Briefe sind gesucht.

1/3 Silbergroschen weiß (März 1856)

Diese Marke war für Kreuzbandsendungen (Drucksachen) vorgesehen und kam am 1. März 1856 an die Postschalter. Vorher mussten Kreuzbandsendungen bar freigemacht werden, weil es keine entsprechende Briefmarke für Drucksachen gab. Vollständig erhaltene, portogerecht frankierte Sendungen dieser Art sind ausgesprochen selten und werden dem entsprechend hoch bewertet.

4/4 Gutegroschen Schwarz auf braun (März 1857)

Einen besonderen Reiz hat die viertelbare Marke zu 4/4 Gutegroschen. Diese Marke war bereits zur Teilung „vorgefertigt“, ähnliche Marken gibt es in Deutschland nur bei den Briefmarken Mecklenburg-Schwerins.

1/4 Gutegroschen im im 4/4 Gutegroschen schwarz auf braun

Die teilbare Braunschweig-Marke kommt in allen möglichen Halbierungen, Viertelungen und Dreiviertellungen vor. Ebenso gibt es viele Kombinationen aus ganzen Marken mit Teilen aus weiteren Marken auf Briefen und Briefstücken. Sogar Reihen aus Vierteln über mehrere Marken hinweg ist bekannt. Allerding erfreute sich diese Marke beim Publikum keiner besonderen Beliebtheit, deshalb wurden die Marken zum großen Teil für den Innendienst verwendet.

Drei Viertel der 4/4-Gutegroschen-Marke auf einem Briefstück

Nicht herausgegeben wurde eine ähnliche Marke, aber auf weißem Papier gedruckt. Diese Marke gibt es nur ohne Gummi.

Das Ende der Braunschweig-Briefmarken

Die Ausgabe von 1865 ist auch die letzte der Braunschweig-Briefmarken. Anders als ihre Vorgänger, wurden die Marken im Hochformat gedruckt, im Oval ist das „Braunschweiger Pferdchen“ zu finden. Die schwarze 1/3-Groschen-Marke war für Drucksachen vorgesehen. Leider sind auf dieser schwarzen Briefmarke Stempel schlecht zu erkennen, somit auch schwerer zu prüfen, was sich leider negativ für diese gebraucht doch recht seltene Marke auswirkt. Marken mit klaren Abstempelungen von diesem Wert sind schwer zu finden, diese sind dem entsprechend hoch bewertet.

Die übrigen Werte diese Ausgabe sind ungebraucht noch in großer Zahl vorhanden und daher leicht zu bekommen. Gestempelt sieht dies schon etwas anders aus, wenn auch die übrigen Werte der Ausgabe vom Oktober 1865 nicht den Preis der schwarzen Drucksachen-Marke erreichen.

Halbierungen

Bis auf den 4/4-Gutegroschen-Wert durften die Braunschweig-Marken nicht halbiert werden. Trotzdem gibt es halbierte Exemplare auf Briefen und Briefstücken. Diese Sammlerstücke sind ausgesprochen selten und stellen Raritäten ersten Ranges dar. Die wenigen existierenden Stücke, es sind weniger als dreißig, sind bekannt und erfasst und tauchen alle „Jubeljahre“ einmal auf Auktionen auf.

Neudrucke

Von den Braunschweig-Briefmarken gibt es den 1/3-Silbergroschen-Wert von 1856 sowie den 1 und 2-Groschen-Wert von 1865 als Neudrucke. Allerdings sind diese nicht etwa amtliche Neudrucke, sondern privater Natur. Diese Neudrucke sind leicht zu erkennen, beim erstgenannten Wert fehlt das Wasserzeichen, bei den beiden anderen Marken fehlt Gummierung sowie Durchstich.

Fälschungen

Wie oben bereits erwähnt, sind besonders die ungebrauchten Marken der ersten Ausgabe besonders fälschungsgefährdet. Nachgummierungen existieren ebenso wie entfernte Federstrichentwertungen oder entfernte leichte Stempelabschläge.

Ebenso gibt es, wie bei allen höherwertigen klassischen Briefmarken, auch bei den „besseren“ Braunschweig-Marken mehr oder weniger gute Fälschungen oder Verfälschungen. Wie immer, ist eine Prüfung teurerer Briefmarken grundsätzlich anzuraten.

Fazit

Die Briefmarken Braunschweigs sind -ebenso wegen ihres eigenwilligen und einmaligen „Designs“ ein außerordentlich beliebtes Sammelgebiet. Dazu tragen nicht nur die „Braunschweiger Pferdchen“ sondern auch die teilbare Marke zu 4/4 Gutegroschen bei. Wenn man sich auf Marken in gebrauchter Erhaltung konzentriert, ist der Aufbau einer vollständigen Ländersammlung ein machbares Projekt.

Braunschweigs 1-Groschen-Wert von 1865 im postfrischen Dreierstreifen

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