Deutsches Reich: Die Briefmarkenausgaben der deutschen Inflation Jahrgang 1921

Im Jahr 1921 kann man an den Briefmarken schon gut erkennen, dass die Inflation in Deutschland schnell an Fahrt aufnimmt. Die Kosten für das Porto steigen und steigen und noch lange ist kein Ende absehbar. In diesem Jahr wurden unter anderem die Arbeiterserie herausgegeben. Folgende Ausgaben kamen an die Postschalter:

August 1921, Überdruckmarken Germania, neue Wertstufen:

  • 1,60 Mark auf 5 Pf. lebhaftbraun
  • 3,00 Mark auf 1 1/4 Mark karminrot
  • 5,00 Mark auf 75 Pf. schwärzlich-rosalila
  • 10,00 Mark auf 75 Pf. schwärzlich-rosalila       

Bei diesen Überdruckmarken unterscheidet man zahlreiche Aufdrucktypen, von matt bis glänzend über rußig und stumpf.

Mai/Dezember 1921 Arbeiter, Posthorn und Pflüger, Wasserzeichen “Rauten”

  • 5 Pf. karmin
  • 10 Pf. braunoliv
  • 15 Pf. grünblau
  • 25 Pf. lebhaft-rötlichbraun
  • 30 Pf. opalgrün
  • 40 Pf. rotorange
  • 50 Pf. graupurpur
  • 60 Pf. rosalila
  • 80 Pf. rosarot
  • 100 Pf. dunkeloliv
  • 120 Pf. dunkelblau
  • 150 Pf. dunkelorange
  • 160 Pf. grautürkis
  • 2 Mark braunviolett
  • 3 Mark zinnober/hellgelb
  • 4 Mark schwarzgrün/gelbgrün
  • 5 Mark orange
  • 10 Mark karminrot
  • 20 Mark ultramarin/hellgrün

Dezember 1921, Ausgabe wie vor, jedoch geänderte Wertstufen und Wasserzeichen “Waffeln”

  • 5 Pf. karmin
  • 10 Pf. braunoliv
  • 15 Pf. grünblau
  • 25 Pf. lebhaft-rötlichbraun
  • 30 Pf. opalgrün
  • 40 Pf. rotorange
  • 50 Pf. graupurpur
  • 60 Pf. rosalila
  • 75 Pf. ultramarin
  • 80 Pf. rosarot
  • 100 Pf. dunkeloliv
  • 120 Pf. dunkelblau
  • 150 Pf. dunkelorange
  • 160 Pf. grautürkis
  • 2 Mark braunviolett
  • 3 Mark zinnober/hellgelb
  • 4 Mark schwarzgrün/gelbgrün
  • 5 Mark orange
  • 10 Mark karminrot
  • 20 Mark ultramarin/hellgrün

Die Germania-Überdrucke

Die sogenannten “Mark-Provisorien”, gemeint sind die Germania-Überdruckmarken der ersten Ausgabe des Jahres, waren als Aufbrauch-Provisorien bestimmt. Wie oben schon erwähnt, existieren die unterschiedlichsten Aufdrucktypen: rußig, glänzend, matt, sowie Zwischenstufen. Eine genaue Katalogisierung kann man dem Michel-Deutschland-Spezial entnehmen. Das Sammeln dieser Varianten ist besonders für Spezialisten interessant. Zudem sind die verschiedenen Aufdrucktypen erschwinglich, sodass sich hier ein breites Betätigungsfeld für die meisten Philatelisten ergibt.

Deutsches Reich – Germania Überdrucke

Gelegentlich gibt es Unsicherheiten, was die Bezeichnungen “Aufdruck” und “Überdruck” betrifft. Da gerade in der deutschen Inflationszeit sehr viele Briefmarken mit einem Überdruck versehen wurden, ist hier Klärung angebracht. Ein Aufdruck ist eine Druckmaßnahme, die die Nominale der Urmarke, also der ursprünglichen Briefmarke, nicht ändert. Ein Überdruck dagegen erfolgt mit neuer Wertstufe. Also handelt es sich bei den bedruckten Briefmarken der Inflationszeit um Überdruckmarken.

Die Überdrucke der oben genannten Germania-Marken wurden, im Gegensatz zu den Urmarken, in nur jeweils einer Auflage hergestellt, mit folgenden HAN (Hausauftragsnummern):

  • H 3135.21
  • H 3136.21
  • H 4661.21
  • H 4662.21

Da sich bei den Überdrucken der Germania-Marken leichte Unterschiede in den Abständen und in den Höhen der einzelnen Zeichen beobachten lassen, liegt die Vermutung nahe, dass die Überdrucke aus Typen hergestellt wurden. Ebenso ließen sich schwarze Druckspieße beobachten, wenn auch selten. Weitere Überdruck-Unregelmäßigkeiten und auch Abklatsche sind häufiger zu beobachten. Es es existiert sogar ein Schalterbogen, bei dem etwa ein Viertelbogen teilweise ohne Überdruck blieb. Beim Überdruckvorgang dieses Bogens ist eine Ecke umgeschlagen und bedingte so den Druckausfall.

Die Überdrucke der Germania boten keinerlei Schutz gegen Überdruckfälschungen, daher wurde diese Ausgabe bereits zum 20. Januar 1921 mit einer Umtauschfrist von gerade einmal elf Tagen aus dem Verkehr gezogen. Es gibt Hinweise, dass es tatsächlich Überdruckfälschungen gegeben haben muss, da die Erklärung der Frankaturungültigkeit sehr rasch erfolgte. Die Marken wurden allerdings an verschiedenen Sammlerschaltern noch Monate danach auf Verlagen abgegeben, so in Krefeld und in Frankfurt am Main.

Ziffern im Rechteck

Bei den folgenden Ziffernmarken im Rechteck wurden nicht nur die Mittelstücke mit den Ziffern, sondern auch die Rahmen besonders gekennzeichnet. Die Druckstöcke wurden einzeln graviert und mit Abweichungen versehen, auch wenn dies auf den ersten Blick nicht so scheint. Die Abweichungen sind besonders in der Verteilung der kleinen Lorbeerblättchen zu finden, ebenso in deren Anzahl und ihrer Ausrichtung der kleinen Lorbeerfrüchte im unteren Rahmenteil (vgl. Abb.).

„Ziffern im Rechteck“ Briefmarken des Deutschen Reichs

Bei dieser Ausgabe gab es erstmalig Randdrucke als Reklameleisten, welche die Strichleisten der vorhergehenden Ausgaben ablösten. Diese Reklame-Drucke existieren in verschiedenen Ausführungen und bewerben allesamt die Firma “Schwerdtner” oder einen zugehörigen Konzern der Firma.

Zierleisten der „Ziffer im Rechteck“ Marken

Die Werte zu 5, 20 und 30 Pfennig haben teils glatten, teils geriffelten Gummi. Vom 10-Pf. -Wert dieser Ausgabe gelangte ein Schalterbogen ungezähnt oder vielleicht auch teilweise ungezähnt in den Verkauf an den Postschalter, vermutlich unbemerkt zwischen einer Anzahl korrekt gezähnter Bögen. Die ungezähnt gebliebenen Marken wurden tatsächlich unbeanstandet an das Publikum abgegeben und stellen heute gute Raritäten dar.

Von den Ziffern im Rechteck existieren auch Zusammendrucke, welche für Markenheftchen bestimmt waren, an Sammler wurden auf Verlangen komplette Markenheftchenbogen abgegeben. Eine vollständige Auflistung der möglichen Zusammendruck-Kombinationen inklusive Kehrdrucke listet der Michel-Spezial auf. Kehrdrucke kommen nur auf Markenheftchenbögen vor und sind in den Heftchenblättern nicht enthalten. In Markenrollen wurden alle Ziffernmarken mit Ausnahme des 50-Pf. -Wertes ausgegeben.

Der “Pflüger”

Die Marke “Pflüger” hat einen Unterdruck, welcher bei einer Teilauflage kopfstehend existiert. Auf den Bögen des 20-Mark-Wertes findet man auf der oberen Randleiste den Vermerk “Oben” in grüner Farbe. Dieser Vermerk soll verhindern, dass der Unterdruck verkehrt herum gedruckt wird. Der Vermerk ist nicht auf allen 20-Mark-Bögen zu finden, was darauf schließen lässt, dass gelegentlich die Bögen verkehrt herum in die Druckmaschine eingelegt wurden. Tatsächlich existieren Marken mit Kopfstehenden Unterdruck, diese Exemplare sind sehr gesucht und werden entsprechend gut bezahlt. Weiterhin finden sich Passakreuze, Plattennummern bzw. Strichleisten auf den Rändern der Markenbögen.

Briefmarken Deutsches Reich Inflation – Jahrgang 1921

Vom 20-Mark-Wert gibt es einen markanten Fehldruck, ein doppelseitig bedrucktes Exemplar, welches in Chemnitz am 24. November 1921 abgestempelt wurde. Neben gebrauchten Exemplaren kann es auch ungebrauchte Marken dieses Fehldruckes geben, welche bisher unentdeckt blieben. Besonders erwähnenswert ist, dass sich bei diesem Fehldruck beide Druckphasen, also Flachdruck und Kupferdruck auf beiden Seiten befinden. Es lässt sich die Vermutung anstellen, dass der Druckerei-Angestellte mit einem ihm zugewiesenem Paperikontingent auskommen musste und dieser bewusst den Doppeldruck vornahm: Der Drucker stellte fest, dass der Druck zuerst auf der falschen Seite erfolgte und führte die gleichen Druckvorgänge auf der richtigen Seite des Bogens erneut durch.

Das Jahr 1921

…lässt in philatelistischer Hinsicht bereits erahnen, wohin die Reise mit den folgenden Briefmarkenausgaben geht. Druckfehler häufen sich, wegen der übereilt hergestellten neuen Briefmarken, was durch den Verfall der Währung und dem Notwendig-Werden immer neuer Wertstufen vorangetrieben wurde. Allein der Sammler der Marken hat seine Freude an den unzähligen Varianten.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte Ihren Kommentar eingeben!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein