Briefmarken Altdeutschland: Die Ausgabe Bremens

Bremen-Marken: selten und schwer zu finden

Wenn man die Briefmarken deutscher Staaten -Altdeutschland- sammelt, kennt man gemeinhin diverse Beschaffungsprobleme, besonders, wenn man Sammlerstücke mit sauberer, oder noch besserer Qualität sucht. Bei den Bremen-Marken wird dies noch auf die Spitze getrieben: oft muss man nehmen, was man bekommt, ohne allzu große Rücksicht auf die Erhaltung nehmen zu können, so knapp sind die Briefmarken des Stadtstaates Bremen.

Leider haben sich auch beim altdeutschen Sammelgebiet Bremen die Fälscher aufs übelste ausgetobt. Es entsteht der Eindruck, dass es oft mehr Fälschungen von einer Marke gibt als gut erhaltene Originale. Nur auf kompetent geprüfte Stücke, möglichst mit Befund, besser noch mit Fotoattest, kann man sich verlassen, ungeprüften Marken ist beim Sammelgebiet Bremen grundsätzlich zu misstrauen.

Die Schönheit der Bremen-Marken ist allerdings unübertroffen, sicherlich, dies gilt für alle Briefmarken deutscher Staaten, aber die Bremen-Marken mit dem Schlüssel im Bild haben noch einen besonderen, exklusiveren Reiz. Sehen wir uns als Erstes die Ausgaben an:

Altdeutschland-Bremen: die Ausgaben

Bremen hat in der Zeit von 1855 bis 1867 insgesamt 15 Briefmarken herausgegeben:

1855 – 1860, Stadtwappen mit Schlüssel, geschnitten

  • 3 Gr.       Schwarz/Blaugrau
  • 5 Gr.       Schwarz/Rosa
  • 3 Gr.       Schwarz/Gelb
  • 5 Gr.       Gelbgrün

Die 3-Grote-Marke gibt es mit waagerecht und senkrecht gestreiftem Papier. Die grüne 5-Grote-Marke ist in drei Varianten bekannt: gelbgrün, moosgrün und auf Kreidepapier

1861/63, Stadtwappen mit Schlüssel, durchstochen

  • 2 Gr.       Gelborange
  • 3 Gr.       Schwarz/Blaugrau
  • 5 Gr.       Schwarz/Rosa
  • 10 Gr.     Schwarz/Weiß
  • 5 Sgr.     Gelbgrün

Die 2-Grote gelborange gibt es in verschiedenen Varianten: gelborange auf normalem und auf Kreidepapier, rotorange auf normalem und auf Kreidepapier. Die 3-Grote-Marke gibt es auf waagerecht und auf senkrecht gestreiftem Papier. Die 5-Sibergroschen-Marke gibt es, ähnlich wie die grüne 5-Grote-Marke der vorherigen Ausgabe in Gelbgrün, Moosgrün und auf Kreidepapier.

1866/67, Stadtwappen mit Schlüssel, gezähnt

  • 2 Gr.       Gelborange
  • 3 Gr.       Schwarz/Blaugrau
  • 5 Gr.       Schwarz/Rosa
  • 10 Gr.     Schwarz/Weiß
  • 5 Sgr.     Gelbgrün

Ebenso wie bei der vorherigen Ausgabe gibt es die 5-Silbergroschen-Marke in den Varianten in Gelbgrün, Moosgrün und auf Kreidepapier. Alle fünfzehn Bremen-Marken waren bis zum 31. Dezember 1867 gültig. An diesem Tag trat Bremen dem Norddeutschen Bund bei, ab sofort galten dann die Briefmarken des Norddeutschen Postbezirkes.

Die Erhaltung

Die Erhaltung bei den Bremen-Marken ist ein recht schwieriges Thema. Einerseits sind fast alle Bremen-Marken recht selten bis sehr selten, und so muss der geneigte Bremen-Liebhaber oft nehmen, was er bekommen kann. Andererseits sind die Bremen-Marken oft schlecht perforiert und besonders bei der letzten Bremen-Ausgabe stellt eine mangelhafte Perforation, in diesem Falle eine raue Zähnung, keinen wirklichen Mangel dar.

Bei Philatelisten gilt in der Regel, nur einwandfreie Briefmarken in die Sammlung aufzunehmen. Allerdings sind die Bremen-Marken teilweise so selten, dass das Sammeln nur einwandfreier Stücke eine manchmal nicht zu bewältigende Herausforderung darstellt, die auch mit großzügigen finanziellen Mitteln nicht immer zu bewältigen ist. Gut erhaltene Bremen-Briefmarken sind nun einmal außergewöhnlich selten, und so kommt der leidenschaftliche Bremen-Sammler nicht umhin, auch das eine oder andere Mal auf ein nicht so einwandfreies Stück zurückzugreifen. Dies ist bei Bremen-Sammlungen nicht die Ausnahme, auch restaurierte Stücke kann man tolerieren. Allerdings sollte der Anschaffungspreis in einem solchen Falle im richtigen Verhältnis stehen, eine nicht so einwandfreie oder gar reparierte Marke darf nicht denselben Preis haben wie ein einwandfreies Stück.

Eine weitere Eigenart ist bei ungebrauchten Marken aus Bremen zu berücksichtigen: die Marken sind oft doppelt gummiert, dies ist aber keine Nachgummierung. Die Marken wurden oft auf dem Postamt nochmals mit einem zusätzlichen, bräunlichen Gummi überstrichen. Diese zusätzliche Gummierung ist also echt und nicht als nachträgliche Reparatur oder Fälschung bzw. Verfälschung anzusehen.

Grundsätzlich muss man bei den Bremen-Briefmarken -wie auch bei allen anderen klassischen Ausgaben berücksichtigen, dass es sich bei diesen um sehr alte “Gebrauchsgegenstände” handelt, an denen schon einmal der “Zahn der Zeit” genagt hat. Das ist normal. Zudem sind solch alte Stücke schon viele Male auch durch unbedarfte Sammlerhände gewandert. So muss sich der Philatelist, besonders bei schwierigen altdeutschen Sammelgebieten wie Bremen oder auch Oldenburg, etwas in Toleranz üben, was die Erhaltung angeht.

Trennungsarten bei Bremen-Briefmarken

Die durchstochenen Bremen-Marken weisen Perforationen mit verschiedenen “Laufweiten” auf, allerdings sind die Bremen-Briefmarken so selten, dass eine Unterkatalogisierung der verschiedenen Durchstiche eher fehl am Platze ist. Zudem ist die genaue Durchstichweite selten korrekt bestimmbar.

Eine weitere Eigenheit der gezähnten Bremen-Marken ist die manchmal sehr raue Zähnung ebendieser Marken. Es ist schon vorgekommen, dass sehr schlecht gezähnte Bremen-Briefmarken fälschlicherweise als Durchstochene angeboten bzw. dargestellt wurden. Die Ursache liegt darin, dass im Herstellungsprozess die Übergänge zwischen Gezähnten und Durchstochenen eher als “gleitend” zu bezeichnen sind. Zudem war das Perforationsmaß oft nicht der Papierstruktur angemessen, und so kamen teilweise recht schlecht perforierte Stücke zustande, welche manchmal sogar gerissen erscheinen.

Ein gutes Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Trennungsarten gibt es bei den entsprechenden 5-Silbergroschen-Marken: in der Mitte der Marke auf der rechten Seite gibt es einen fahnenartigen Ausläufer. Dieser hat bei den perforierten Marken eine kleine Schattierung. Bei den geschnittenen Marken fehlt dieser Schattierungsstrich.

Echtheitsmerkmale bei Bremen-Briefmarken

Die Bremen-Marken haben, wie so viele Altdeutschland-Marken, eine Vielzahl von Echtheitsmerkmalen zum Schutz vor Fälschungen. Bei den Bremen-Briefmarken sind diese Echtheitsmerkmale recht zahlreich, sodass wir zu diesem Thema einen eigenen Artikel mit entsprechenden Illustrationen verfasst haben.

Hier möchten wir einige wichtige Echtheitsmerkmale der Bremen-Briefmarken kurz vorstellen:

Bei den 2- und 3 Grote-Marken kann man verschiedene Merkmale leicht mit der Lupe erkennen:

2 Grote: In der oberen Rundung des “P” befindet sich ein kleiner Punkt.

3 Grote: Auf der mittleren Zacke der Krone befindet sich ein kleiner Punkt.

Dieser fehlt jedoch bei drei Marken eines Bogens auf den Feldern 81, 83 und 90.

Die 3-Grote-Marke gibt es in drei Typen:

Die drei Typen lassen sich leicht unterscheiden, wenn man sich die Verzierungen unten in der Mitte der Marke mit einer guten Lupe ansieht oder die Marken in der entsprechend guten Auflösung scannt und diese dann gut vergrößert am PC betrachtet:

Die Perle der Verzierung ist entweder einmal, zweimal oder dreimal geteilt. Die drei Typen kommen bei drei nebeneinanderstehenden Streifen vor, solche Dreierstreifen sind gesuchte Sammlerstücke und leider schwer zu finden.

Gezähnte 3 Gr. Bremen Briefmarke

Das Papier der 3-Grote geschnitten gibt es entweder waagerecht oder senkrecht gestreift, die Gezähnte gibt es aber nur mit waagerechter Papierstreifung.

Bei der 5-Grote-Marke gibt es ebenfalls Echtheitsmerkmale, diese sind aber etwas schwerer zu erkennen. Diese bestehen aus feinen Punkten an den äußeren Ecken der Marken. Bei dieser Marke unterscheidet man zudem zwei Typen: Neben dem Wappenschild der Markenzeichnung befinden sich feine Striche, bei der einen Type gehen sie von schräg links unten nach rechts oben, beziehungsweise umgekehrt bei Marken der anderen Type.

Noch ein weiteres Echtheitsmerkmal findet sich bei der 10-Grote-Marke. Die ”1” der linken oberen Wertziffer hat einen kleinen Buckel im Aufstrich. Der Schlüsselgriff in der Zeichnung endet zwischen zwei der Schraffurlinien.

Geschnittene 3 Gr. Bremen Briefmarke

Natürlich ist es grundsätzlich nicht richtig, Neudrucke und Fälschungen “in einen Topf” zu werfen. Aber das wird hier auch nicht getan, wenn wir reproduzierte Altdeutschland-Marken in einem Kapitel behandeln. Es handelt sich nun mal um Reproduktionen, sei es zur Dokumentation historischer Briefmarkenausgaben für Sammler -im Falle der Neudrucke- oder zur Täuschung derselben, wenn es sich um Fälschungen zum Schaden der Sammler handelt.

Bezüglich Fälschungen muss man bei den Bremen-Marken unbedingt vorsichtig sein. Die Marken sind selten und somit hochpreisig, entsprechend hoch ist die Motivation zwielichtiger Gestalten, mit der Leidenschaft von Sammlern Geld zu verdienen, sprich: es gibt eine Unzahl von Fälschungen bei den Bremen-Marken. Umso wichtiger ist wieder der Hinweis, Bremen-Marken ausschließlich geprüft zu erwerben, möglichst aktuell und mindestens mit Kurzbefund (KB) vom BPP, besser noch mit Fotoattest (FA).

Unverausgabter 4er Block von 5 Grote Marken aus Bremen

Bei Marken mit Signatur ist anzumerken, dass diese als Echtheitsbeweis eher nicht ausreichen. Es gilt die Regel: Wer fälscht, fälscht auch Prüfzeichen. Also im Zweifel auf eine dubiose Marke verzichten!

Neudrucke, Nachdrucke und Fälschungen

Neudrucke von Bremen-Briefmarken gibt es nicht. Die Druckstöcke von den Bremen-Marken wurden nach der Außerkurssetzung vollständig vernichtet. Ansonsten existieren noch private Nachdrucke, die sogenannten “Bredemeyerschen Nachdrucke”. Diese stammen von 1878, es wurden 5000 Sätze gefertigt. Diese Nachdrucke sind allerdings nicht geeignet, Sammler zu täuschen und werden von Sachverständigen sofort erkannt: Der Markenhintergrund der Nachdrucke weist eine leichte Schraffur auf.

Gefälschte Bremen Briefmarken

Die Bremen-Sammlung

Der Aufbau und Ausbau einer Bremen-Sammlung stellt eine große Aufgabe mit vielerlei Herausforderungen dar, leider muss der geneigte Philatelist und Bremen-Liebhaber auch den geeigneten finanziellen Hintergrund haben, will er eine gute und ansprechende Bremen-Sammlung aufbauen. Nun ist es in der Philatelie leider so, dass nicht jedes Sammelgebiet für jeden Sammler geeignet ist. Davon weiß jeder Philatelist “ein Lied zu singen”, dies liegt in der Natur der Sache. Allerdings kann man eine Bremen-Liebhaberei auch einmal mit wenigen der preiswerteren Bremen-Briefmarken ausleben, wenn man diese als Teil eine Heimatsammlung annimmt.

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