Das Sammelgebiet Oldenburg ist eines der teuersten deutschen Sammelgebiete überhaupt. Der Grund ist einfach erklärt: Aufgrund der Größe Oldenburgs und das damals recht geringe Aufkommen an Sendungen wurden wenige Briefmarken benötigt und verwendet, dem entsprechend knapp ist das Material für Philatelisten, welche das Sammelgebiet Oldenburg zu ihrer Leidenschaft erklärt haben. Aber sehen wir uns zuerst die Ausgaben des Stadtstaates an.
Die Erhaltung der Oldenburg-Briefmarken
Oldenburg ist ein schwieriges Sammelgebiet, dies haben wir oben schon angedeutet. Zudem sind die Briefmarken Altdeutschlands teilweise mehr als eineinhalb Jahrhunderte alt, das hat an den kleinen Kunstwerken aus empfindlichem Papier Spuren hinterlassen. Trotzdem kann man die Briefmarken Oldenburgs oft in ordentlicher Qualität antreffen.
Die Briefmarken der ersten Oldenburg-Ausgabe haben vergleichsweise großzügige Abstände im Bogen von 1,6 bis 2,1 Millimeter, vollrandige Stücke sind daher leicht zu finden, oft auch überrandige Marken. Das Gleiche gilt auch für die weiteren geschnittenen Briefmarken der folgenden Ausgaben.
Die Seltenheit der gebrauchten Oldenburg-Marken und der Ungebrauchten ist in etwa gleich. Ungebrauchte Stücke mit Resten der Originalgummierung sind handelsüblich, wenn man den Begriff für die insgesamt recht seltenen Marken Oldenburgs so verwenden möchte. Nur wirklich postfrische Exemplare sind absolut selten und werden entsprechend teuer gehandelt.
Allerdings gibt es für das eben gesagte eine Einschränkung: Ungebrauchte Briefmarken der ersten Ausgabe sind wesentlich seltener als Gebrauchte Exemplare. Dies liegt daran, dass die Briefmarken immer erst komplett verkauft wurden, bevor neue abgegeben wurden. Zudem behielten die Marken der ersten Ausgabe bis 1862 ihre Gültigkeit und wurden auch “bis zum Schluss” verwendet.
Grundsätzlich sind die Oldenburg-Briefmarken so selten, dass Liebhaber dieses Sammelgebietes schon einmal Abstriche bei der Qualität der Marken machen (müssen), um ihre Sammlung zu komplettieren. Die Seltenheit der Oldenburg-Briefmarken bedingt die hohen Preise derselben und so muss der interessierte Philatelist oft “nehmen, was er kriegen kann”, besonders wenn er auch wirklich nur echte Exemplare der raren Briefmarken Oldenburgs in seine Sammlung aufnehmen möchte. Auch an dieser Stelle ergeht wieder der dringende Hinweis, Oldenburg-Briefmarken nur geprüft und vom seriösen Händler zu erwerben. Die Prüfung sollte aktuell sein und -wie es bei hochpreisigen Briefmarken inzwischen beim BPP praktiziert wird- ein Fotoattest bei entsprechend teuren Exemplaren beinhalten.
Wichtig zu wissen ist auch, dass sich die Briefmarken Oldenburgs oft geringfügig in der Größe unterscheiden. Dies liegt daran, dass zum Druck der Marken angefeuchtetes Papier verwendet wurde, welches sich beim nachfolgenden Trocknungsvorgang mal mehr, mal weniger zusammengezogen hat. Das Papier der Briefmarken Oldenburgs ist oft etwas rau (”wolkig”). Man darf Exemplare, bei denen diese Eigenschaft etwas ausgeprägter ist, nicht mit dünnen Marken verwechseln, was einen Mangel in der Erhaltung darstellen würde. Weiter ist das Papier der Oldenburg-Marken etwas holzig, oft sind unter der Lupe kleine Holzpartikel auszumachen, aber dies ist selbstverständlich kein Qualitätsmangel.
Die Typen der Oldenburg-Briefmarken
Wie oben bereits erwähnt, unterscheidet man bei den 1/30-Thaler- und den 1/15-Thaler-Marken je drei verschiedene Typen. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass für diese Marken neue Urstempel angefertigt wurden, welche den ersten zwar genau gleichen sollten, aber letztendlich doch Abweichungen zeigten. Alle geschnittenen Oldenburg-Marken wurden im Steindruckverfahren hergestellt, ein vergleichsweise aufwändiges Verfahren, bei dem das Markenbild mit einer Diamantspitze und einer Steinnadel auf den Stein gezeichnet wurde. Davon wurden Abzüge gefertigt, welche zum Umdruck auf einen neuen Stein verwendet wurden, bei den Oldenburgmarken waren dies 10 Reihen zu je 10 Briefmarken. Anschließend wurden noch eventuell notwendige Retuschearbeiten ausgeführt und der Stein konnte verwendet werden.
Die jeweiligen drei Typen der beiden oben genannten Marken lassen sich mit einer guten Lupe wie folgt unterscheiden:
Die erste Type stammt vom ersten Stein, eine kleine Beule unter dem Wort “Thaler” berührt das “H” in “THALER”
Type II Und Type III stammen von Drucken mit dem zweiten Stein. Bei Typ II berührt der Buckel unter dem “H” dieses nicht mehr, bei den Marken Type III ist dieser Buckel noch schwächer ausgeprägt.
Am leichtesten sind die drei Typen sicherlich im Vergleich festzustellen. Die meisten Marken dieser Ausgabe sind von der Type I zu finden, diese Erstauflage hatte die größte Stückzahl. Bei den folgenden Drucken wurden die drei Typen allerdings auch gemischt gedruckt, und so finden sich Briefmarken der drei verschiedenen Typen oft auf ein und denselben Bogen.
Neudrucke und Fälschungen bei den Oldenburg-Ausgaben
Um es gleich vorweg zu sagen: Neudrucke von den Oldenburg-Briefmarken existieren nicht. So angepriesene Stücke, auch Nachdrucke, sind grundsätzlich Fälschungen zuzurechnen.
Leider gibt es aber, wie bei allen teuren Sammelgebieten, eine Unzahl mehr oder weniger guter Fälschungen. Bei den seltenen und teuren Briefmarken Oldenburgs ist grundsätzlich ein gesundes Misstrauen angebracht, wir konnten auch schon Fälschungen der etwas billigeren Oldenburg-Marken beobachten.
Ebenso häufig sind nachgummierte Marken, auch Falzmarken mit falschem Gummi. Diese können auch aus sehr frühen Fälschertätigkeiten stammen.
Berühmte Fälschungen stammen von dem “größten Briefmarkenfälscher aller Zeiten”, von Sperati. Seine Oldenburg-Falsifikate sind jedoch leicht an den teilweise recht stark abweichenden Zeichnungen zu erkennen. Es gibt Liebhaber, welche für die Sperati-Fälschungen viel Geld bezahlen.
Die Ausgaben
In der Grafschaft Oldenburg wurden insgesamt 19 Briefmarken herausgegeben, in der Zeit von Januar 1852 und Juli 1862. Zudem konnten Ganzsachenausschnitte verwendet werden. Die Posthoheit ging am 1. Januar 1867 in die des Norddeutschen Bund auf.
1852, Wertangabe im Wappenschild, geschnitten
- 1/3 Sgr. Grün
- 1/30 Th. Blau
- 1/15 Th. Rosa
- 1/10 Th. Gelb
Vom 1/30-Thaler-Wert und vom 1/15-Thaler-Wert existieren jeweils drei Typen, welche sich in der Zeichnung unterscheiden.
1859 Staatswappen, geschnitten, Marken im Hochformat
- 1/3 Sgr. Grün
- 1 Groschen Blau
- 2 Groschen rosa
- 3 Groschen gelb
1861 Staatswappen, geschnitten, Marken im Hochformat, aber weißes Papier
- 1/4 Groschen orange
- 1/3 Groschen grün
- 1/2 Groschen rotbraun
- 1 Groschen blau
- 2 Groschen rot
- 3 Groschen gelb
Vom 1/3-Groschen-Wert und vom 1/2-Groschen-Wert werden jeweils zwei Auflagen mit leicht unterschiedlichen Farbtönungen unterschieden. Weiter weicht die Zeichnung der beiden Marken leicht von denen der anderen Marken dieser und der vorhergehenden Briefmarken ab.
1862, Wertziffer im Oval, durchstochen, Prägedruck
- 1/3 Groschen grün
- 1/2 Groschen orange
- 1 Groschen karmin
- 2 Groschen blau
- 3 Groschen braun
Bei den Briefmarken dieser Ausgabe unterscheidet man Marken mit Durchstich 11 3/4 und 10.
Es ist noch wichtig zu wissen, dass hier die Werte der ersten Ausgabe nach Wertstufen aufgelistet sind, was jedoch nicht der Reihenfolge ihres Ausgabedatums entspricht. Die Reihenfolge nach Ausgabedatum ist folgende:
- 1/30 und 1/15 Thaler
- 1/10 Thaler
- 1/3 Silbergroschen
Somit ist die als letzte ausgegebene Marke, die 1/3 Silbergroschen, die, die in der Regel als “Nummer 1” gelistet wird.
Eine Oldenburg-Sammlung aufbauen
Wie bei so vielen “schwierigen Gebieten” Altdeutschlands und anderer Sammelgebiete, kann der Aufbau einer vollständigen Oldenburg-Sammlung mit geprüften Marken sauberer Qualität leicht ein Lebensprojekt werden. Allerdings ist die Schönheit der Oldenburg-Briefmarken unvergleichlich, dies gilt auch für die Stempel aus dieser Zeit. Enthusiasten, welche sich dem Aufbau einer solchen Sammlung gewidmet haben, werden für ihre Mühe mit einer unvergleichlichen Sammlung belohnt.