Der Jahrgang 1920 der Deutschen Reichspost beginnt mit alten Bekannten, den Germaniamarken. Hier eine Aufstellung der Briefmarkenausgaben des Jahres 1920:
März/Mai 1920, Ergänzungswerte
- 1 Mark rot (Töne)
- 1,25 Mark dunkelgrün (Töne)
- 1,50 Mark orangebraun (Töne)
- 2,50 Mark rosa-lila (Töne)
Von allen Werten außer dem zu 1,25 Mark gibt es teilweise viele Farbvarianten, besonders vom Wert zu 2,50 Mark. Der Michel-Deutschland Spezial listet, sechs verschiede Varianten mit teilweise großen Bewertungsunterschieden auf.
Juni 1920
Ausgabe für das Reichspostgebiet einschließlich Bayern und Württemberg. Marken wie vor, jedoch geänderte Farben und mit Buchdruck-Überdruck.
- 1,25 Mark auf 1 Mark dunkelgrün
- 1,50 Mark auf 1 Mark siena
- 2,50 Mark auf 2 Mark lila (Töne)
Auch beim Wert zu 2,50 Mark werden die Auflagen kennzeichnende Farbvarianten unterschieden, der Michel-Spezial verzeichnet drei davon. Zudem unterscheidet man bei der Briefmarke zu 1,25 Mark zwei verschiedene Aufdrucktypen, einen “Normalen” und eine dünnere Aufdrucktype.
April 1920/Juni 1920
Überdruckmarken mit Aufdruck “Deutsches/Reich” auf den Freimarken der “Abschiedsausgabe” von Bayern. Schwarzer Aufdruck, beim 2 1/2-Mark-Wert roter Aufdruck.
- 5 Pfennig gelbgrün
- 10 Pfennig orange
- 15 Pfennig dunkelrosa-rot
- 20 Pfennig braunviolett
- 30 Pfennig dunkel-ultramarin
- 40 Pfennig ockerbraun
- 50 Pfennig zinnober
- 60 Pfennig dunkel-opalgrün
- 1 Mark lilarot
- 1 1/4 Mark kobalt
- 1 1/2 Mark schwarzblaugrün/graubraun
- 2 Mark dunkelbläulich-violett/graubraun
- 2 1/2 Mark bräunlicholiv, roter Aufdruck
- 3 Mark grautürkis
- 4 Mark schwärzlich-organgerot
- 5 Mark dunkelorange
- 10 Mark schwärzlich-olivgrün
- 20 Mark oliv-schwarz
Beim 2 1/2-Mark-Wert mit dem roten Überdruck unterscheidet man zwei Typen: Einen im Buchdruck hergestellten und einen in Steindruck ausgeführten. Der Letztere der Genannten ist der seltenere und bedingt weit höhere Preise als die im Buchdruck hergestellte Marke.
Bei den Werten zu 3,5,10 und 20 Mark werden zwei verschiedene Aufdrucktypen unterschieden. Bei der ersten Type ist das “R” von “Reich” oben am Anstrich eingekerbt, bei der anderen Type ist das “R” oben geschlossen. Die Briefmarken mit dem Aufdruck der letzteren Type sind weitaus seltener als die Marken mit dem eingekerbten “R”.
Abarten für Spezialsammler
Wie oben schon aufgeführt, unterscheidet man bei den Briefmarkenausgaben des Jahrgangs 1920 sowohl Farbvarianten als auch Aufdrucktypen, welche zum Teil recht selten sind und hoch bezahlt werden. Die Gründe für die Entstehung der Vielzahl von Varianten sind im Bemühen zu suchen, nach Tarifänderungen für den Postbetrieb schnell neue Postwertzeichen herzustellen. Dies bedingt auch weitere Abarten, wie zum Beispiel ungezähnt gebliebene Marken vom Wert zu 1,50 Mark von der Überdruck-Ausgabe (Juni 1920). Diese Abarten sind außerordentlich selten und werden sehr gesucht und ebenso gut bezahlt, wenn sie denn einmal auf einer Auktion zu finden sind. Ebenso gesucht, wenn auch nicht ganz so selten sind Oberrandstücke von den Plattendrucken der Ausgabe vom Juni 1920. Diese erzielen ein Vielfaches an Preisen gegenüber den “einfachen” Marken.
Plattenfehler bei der ersten Ausgabe des Jahres 1920 sind reichlich vorhanden, besonders auf den Marken zu 1 Mark rot, aber auch die Wertstufe zu 2,50 Mark kennt einige Plattenfehler. Zu diesem Thema existiert einige Spezialliteratur. Die Plattenfehler-Marken sind sehr begehrt und erzielen vergleichsweise hohe Preise, wenn man diese denen anderer Plattenfehler-Marken der gleichen Epoche gegenüberstellt. Noch seltener sind Marken im Doppeldruck, welche zum Teil vierstellige Beträge bedingen.
Ebenso von spezialisierten Philatelisten gesucht sind nicht zuletzt Marken vom Eckrand mit HAN-Nummern (Hausauftragsnummern). Diese erfordern 2-3-stellige Beträge pro Stück vom Liebhaber solcher Exemplare, einige werden im Michel-Katalog gar nicht bewertet. Dies geschieht, wenn eine Grundlage für eine Bewertung fehlt, zum Beispiel wenn solche Exemplare nicht oder nur extrem selten im Handel “auftauchen”. Weiterhin sind Marken mit rückseitigem Abklatsch, auch Doppeltem, bekannt geworden.
Selbst bei den Zahlen der HAN sind unterschiedliche Typen zu beobachten. Diese sind für hoch spezialisierte Philatelisten interessant und werden in den üblichen Katalogen nicht gelistet. Allein bei der Zahl “4” gibt es 13 verschiedene Formen, bei den anderen Zahlen sind ähnlich viele Abweichungen festzustellen. Dies lässt darauf schließen, dass bei der beginnenden Inflation zunehmend Schwierigkeiten bei der planmäßigen Ausführung von Druckaufträgen der Deutschen Reichsdruckerei um sich greifen.
Die Überdruckmarken der Bayrischen Abschiedsausgabe
…sind die ersten Marken der Deutschen Reichspost, welche wirklich im gesamten Reichsgebiet, also auch in Bayern und Württemberg, ohne Einschränkung gültig waren. Die Überdruckwerte wurden in Bayern unter Verwendung bayrischer Freimarken hergestellt und waren ursprünglich an dem Bedarf der bayrischen Postanstalten ausgerichtet. Allerdings wurden sie ausschließlich in Bayern an die Postschalter gebracht, nur die Markwerte dieser Ausgabe gelangte auch im nahe gelegenen Sachsen zur Ausgabe. Zudem konnte das Publikum auch in Berlin am “Sammlerschalter C” diese Marken erwerben.
Die Aufdrucke auf den Briefmarken der bayrischen Abschiedsserie (“Urmarken”) wurde von der Firma Bruckmann in München ausgeführt. Es existieren zahlreiche Aufdruckfehler, wie zum Beispiel kopfstehende Aufdrucke oder doppelte Aufdrucke. Solche Abarten sollten immer geprüft erworben werden. Weiterhin existieren Markenpaare mit und ohne Aufdruck, welche einer Sammlung eine besondere Note verleihen können. Markenpaare mit und ohne Aufdruck kommen bei den folgenden Wertstufen vor: 5, 10, 15, 20, 30, 40, 50 und 75 Pfennige sowie zu 2 und 3 Mark.
Die Werte zu 2 und 4 Mark sind Ergänzungswerte, welche bei der ursprünglichen, bayrischen Ausgabe nicht vorkommen. Diese sollten also nur mit Aufdruck existieren können. Allerdings sind unfertige Bögen des 2-Mark-Wertes in Sammlerhände gelangt. Solche Bögen wurden in einer Lieferung für das Postamt Lichtenfels in Bayern gefunden.
Vom 4-Mark-Wert sollen ebenfalls einige unüberdruckte Exemplare zur Verwendung gekommen sein, von diesen Marken sollen einige Stücke ungebraucht in den Handel gekommen sein. Die Marken weisen keinerlei Anzeichen eines Blinddruckes auf, was dafürspricht, dass die Bögen bei der Herstellung beziehungsweise der Auslieferung einfach übersehen wurden und als Restbestände in den Handel gelangten. Möglicherweise gelangten beim Vorgang des Überduckes zwei aufeinanderliegende Bögen gemeinsam in die Druckpresse, sodass der untere der beiden Bögen unbedruckt blieb, gesichert sind diese Erkenntnisse allerdings nicht.
Bereits am 30. September 1923 wurde die Serie frankatur-ungültig, da sich im Zuge der fortschreitenden Inflation in diesem Jahre die Postgebüren mehrfach und gravierend änderten.
1920- Die Spezialsammlung
Das Jahr 1920 der Deutschen Reichspost ist ein Jahr mit wenigen Ausgaben und gleichzeitig ein ergiebiges Jahr, wenn man die Varianten, Typen und Abarten mit betrachtet. Wenn der Sammler, lediglich die Hauptnummern dieses Jahrganges komplettieren möchte, wird er sich keinen Beschaffungsschwierigkeiten gegenübersehen, jedenfalls keinen nennenswerten. Allerdings ist das Erlangen vieler Abarten, besonders das der ungezähnten Marken der Germania-Ausgabe doch möglicher Weise ein finanzieller Kraftakt. Auf jeden Fall ist-wie immer-bei seltenen Stücken auf eine aktuelle und kompetente Prüfung zu achten.