Briefmarken Altdeutschland: Mecklenburg-Strelitz

Ein kleines Sammelgebiet, ähnlich wie Bergedorf, ist das altdeutsche Markenland Mecklenburg-Strelitz, das „Land an der Ostsee“. Gerade einmal sechs Briefmarken hat das kleine Land herausgegeben. Dazu kommen noch drei Ganzsachenumschläge in jeweils zwei verschiedenen Formaten.

Die Ausgaben

Briefmarken, 1864, durchstochen:

  • 1/4 Silbergroschen orange
  • 1/3 Silbergroschen hellgrün
  • 1 Silbergroschen violett
  • 1 Silbergroschen rosa
  • 2 Silbergroschen blau
  • 3 Silbergroschen braun

Von den beiden ersteren Werten gab je zwei Auflagen, welche durch Farbnuancen zu unterscheiden sind.

Ganzsachenumschläge:

  • 1 Silbergroschen rosa
  • 2 Silbergroschen blau
  • 3 Silbergroschen braun

Die Umschläge gibt es in zwei Formaten:

147mm x 84 mm und 149mm x 115 mm

Die Erhaltung von Mecklenburg-Strelitz-Marken

Für Ländersammler ist Mecklenburg-Strelitz ein recht schwieriges Gebiet, weil es sich auf gebrauchte Stücke konzentriert. Diese sind außerordentlich selten und auch in der Erhaltung „Pracht“ oder „Fein“ nicht immer erschwinglich. Bei Briefstücken oder gar bei ganzen Briefen ist es noch dramatischer, da diese wirklich echte Raritäten darstellen. Ungebrauchte Mecklenburg-Strelitz-Marken sind dagegen recht günstig zu bekommen. Auch in guter Erhaltung, also mit Originalgummi.

Mecklenburg-Strelitz 1/4 Silbergroschen orange, 1/3 Silbergroschen hellgrün und 1 Silbergroschen violett

Geschichtlicher Hintergrund

Im Juni 1850 trat das Land Mecklenburg-Strelitz dem Deutsch-Österreichischen Postverein bei. In der dazu erschienen Bekanntmachung hieß es:

„Um die Frankierung der unbeschwerten Briefe zu erleichtern und die Aufgabe auch frankierter Briefe vermittels des Briefkastens zu ermöglichen, wird das Großherzogliche Cammer- und Forstkollegium sobald als irgend tunlich Franko-Marken herstellen und durch die Postanstalten verkaufen.“

Allerdings war Mecklenburg-Strelitz dann doch das letzte Land Altdeutschlands, welches 1864 die Briefmarken einführte, ganze vierzehn Jahre nach dem Beitritt zum Deutsch-Österreichischen Postverein. Umso kürzer war die Gültigkeitsdauer der sechs Briefmarken, da schon vier Jahre später die Briefmarkenausgaben des Norddeutschen Postbezirkes auf dem Gebiet von Mecklenburg-Strelitz verwendet wurden.

Auflagen und Verwendung

Laut Michelkatalog wurden von der ersten Ausgabe 140.000 Stück gedruckt, von der zweiten Ausgabe 260.000 Stück. Also wurden insgesamt 400.000 Briefmarken in Mecklenburg-Strelitz hergestellt. Davon wurden 223.000 verwendet, der Rest wurde an Sammler verkauft.

Die geringe Zahl der verwendeten Marken erklärt sich neben dem recht kurzen Gültigkeitszeitraum dadurch, dass es zur Verwendung der Briefmarken keine Pflicht gab. Das Porto konnte ebenso noch am Postschalter bar entrichtet werden. Viele Mecklenburger verzichteten daher auf den Gebrauch der „neumodischen Franko-Zettelchen“.

Die ¼ Silbergroschen-Marke kommt gebraucht nur als lokales Kreuzbandporto oder als Bestellgeld vor. Dies erklärt ihre große Seltenheit in gestempelter Erhaltung. Diese Marken kommen fast immer zu zweit oder zu viert auf Briefen vor und stellen somit außergewöhnliche Raritäten dar. Etwas „häufiger“ ist die 1/3- Silbergroschen-Marke auf Drucksachen. Zu den großen Mecklenburg-Strelitz-Raritäten gehört die 3 Silbergroschen auf Brief. Dies war das zu entrichtende Porto nach Berlin bzw. in andere Städte. Häufiger als eine alleinverwendete 3-Silbergroschen-Marke für diese Sendungen sind Briefe mit der Kombination zu 1 Silbergroschen plus 2 Silbergroschen.

Mecklenburg-Strelitz 1 Sibergroschen rosa, 2 Silbergroschen blau und 3 Silbergroschen braun

Fälschungen

Echt gebrauchte Mecklenburg-Strelitz-Briefmarken sind ausgemachte Altdeutschland-Raritäten. Gestempelte Exemplare der ersten Ausgabe kosten in den gängigen Briefmarkenkatalogen jeweils einige Tausend Euro. Dem entsprechend häufig sind Marken mit Falschstempel sowie falsch gestempelte Briefstücke und Ganzfälschungen von Briefen. Zur Herstellung solcher Falsifikate wurden (und leider: werden) die verhältnismäßig preiswert zu bekommenden ungebrauchten Marken verwendet. In Anbetracht der Seltenheit echt gebrauchter Stücke und deren hohen finanziellen Wertes sollten ausschließlich aktuell mit Fotoattest geprüfte Marken des kleinen Landes an der Ostsee erworben werden. Man findet diese ohnehin fast nur auf Auktionen und recht selten im einfachen Briefmarkenhandel.

Eine Ländersammlung aufbauen

Eine Ländersammlung mit ungebrauchten Briefmarken des kleinen altdeutschen Staates fällt aufgrund der nur sechs ausgegebenen Marken recht dünn aus. Wenn man von dem ¼- Silbergroschen-Wert und vom 1/3- Silbergroschen-Wert noch die jeweiligen Farbvarianten hinzunimmt, hat man dann acht Briefmarken. Dazu kommen noch die drei Umschläge in jeweils zwei Formaten. Eine ungebraucht-Sammlung hat dann einen Umfang von vielleicht fünf Albenblättern. Plattenfehler und sonstige Abarten existieren von Mecklenburg-Strelitz-Marken nicht, auch keine Neudrucke oder Probedrucke. So hat eine Sammlung mit nur ungebrauchten Stücken einen begrenzten Umfang, ist aber dennoch nicht weniger reizvoll.

Der Aufbau einer ausführlichen Ländersammlung mit gebrauchten Exemplaren wird leider nur Liebhabern mit viel Zeit und Geld vorbehalten sein.

Fazit

Mecklenburg-Strelitz als Sammelgebiet Altdeutschlands ist ein kleines, aber feines Betätigungsfeld für Altdeutschland-Liebhaber. Allerdings bei gebrauchten Marken nur für den „gut Betuchten“. Ansonsten sind die sechs Marken für fast jeden erschwinglich, wenn man die ungebrauchte Erhaltung wählt und eine schöne Ergänzung zu anderen altdeutschen Markenländern.

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