Die Briefmarken des Norddeutschen Postbezirkes

Eine besondere Stellung unter den klassischen Briefmarkenausgaben Deutschlands nehmen die Briefmarken des Norddeutschen Postbezirkes (NDP) ein. Die Briefmarken des Norddeutschen Postbezirkes gehören nicht zum Gebiet „Altdeutschland“, da es von den NDP-Marken keine Altbriefe geben kann, streng genommen gehören die Briefmarken nicht einmal zu den Ausgaben der klassischen Periode. Die Briefmarken des Norddeutschen Postbezirkes erfreuen sich umso mehr der Beliebtheit der klassik-affinen Philatelisten, da sie noch recht preiswert zu haben sind und ihnen der Flair Altdeutschlands anhängt.

Die Ausgaben

01. Januar 1868

Ausgabe für den nördlichen Bezirk, Marken durchstochen, Groschenwährung

Nominal & WährungFarbvariante
¼ Groschenpurpur
⅓ Groschengrün
½ Groschenorange
1 Groschenkarmin
2 Groschenultramarin
5 Groschengelbbraun

Ausgabe für den südlichen Bezirk, Marken durchstochen, Kreuzerwährung

Nominal & WährungFarbvariante
1 Kreuzergrün
2 Kreuzerorange
3 Kreuzerkarmin
7 Kreuzerblau
18 Kreuzergelbbraun

Die einzige Ausgabe 1868 für die Stadtpost Hamburg war die durchstochene ½ Schilling Marke in lilabraun mit verschiedenen Tönungen.

01. Januar 1869

Ausgabe für den nördlichen Bezirk, Marken gezähnt, Groschenwährung

  • ¼ Groschen violett
  • ⅓ Groschen grün
  • ½ Groschen orange
  • 1 Groschen karmin
  • 2 Groschen ultramarin
  • 5 Groschen gelbbraun

Ausgabe für den südlichen Bezirk, Marken gezähnt, Kreuzerwährung

  • 1 Kreuzer grün
  • 2 Kreuzer orange
  • 3 Kreuzer karmin
  • 7 Kreuzer blau
  • 18 Kreuzer gelbbraun

Die Stadtpost Hamburg gab im Januar 1869 nur eine gezähnte ½ Schilling Marke in lilabraun mit verschiedenen Tönungen heraus.

01. März 1869

Die Freimarken für den Innendienst umfassten die graue 10 Groschen und die blaue 30 Groschen Marke.

Dienstmarken Januar 1870

nördlicher Bezirk, Groschenwährung, Marken gezähnt

  • ¼ Groschen schwarz/mattorangerot
  • ⅓ Groschen schwarz/mattorangerot
  • ½ Groschen schwarz/mattorangerot
  • 1 Groschen schwarz/mattorangerot
  • 2 Groschen schwarz/mattorangerot

südlicher Bezirk, Groschenwährung, Marken gezähnt

  • 1 Kreuzer schwarz/grau
  • 2 Kreuzer schwarz/grau
  • 3 Kreuzer schwarz/grau
  • 7 Kreuzer schwarz/grau

Die Erhaltung der NDP-Marken

Die Briefmarken für das normale Publikum des Norddeutschen Postbezirkes sind, vom gezähnten 18-Kreuzer-Wert einmal abgesehen, nicht selten und in ausreichender Menge gut erhalten verfügbar.

Ebenso in recht großer Anzahl sind Einheiten wie gebrauchte und ungebrauchte Streifen und Blocks erhalten geblieben. Ungebrauchte Marken sind oft einfach in postfrischer Erhaltung zu bekommen.

Die durchstochenen sowie gezähnten Werte weisen allesamt eine saubere Perforation auf. Bei den Innendienst-Marken gibt es oft Zahnmängel wegen des recht dünnen Papiers. Gut gezähnte Marken dieser Ausgabe sind recht rar und werden meist gut bezahlt.
Die durchstochenen Marken weisen unterschiedliche Durchstich-Weiten von 8 ½ bis 11 ½ auf. Ein Teil der Marken ist gänzlich undurchstochen geblieben.

Vorsicht ist geboten bei dem ¼-Groschen-Wert von 1868, diese Marke weist oft Verfärbungen auf, welche durch ungünstige Umwelteinflüsse, aber auch durch Chemikalieneinfluss zustande kamen.

Buntfrankatur mit Marken des Norddeutschen Postbezirkes

Vorläufer der Deutschen Reichspost

Der Norddeutsche Postbezirk umfasste das Postgebiet der ehemalig selbständigen Postverwaltungen von Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Preußen und Sachsen. Das gesamte Gebiet des Norddeutscher Postbezirkes ist unterteilt in einen südlichen und einen nördlichen Bezirk, dies lässt sich leicht an den Markenausgaben in den entsprechenden Währungen erkennen. Zusätzlich gab es eine eigens für die Stadtpost Hamburg ausgegebene Freimarke zu ½ Schilling, einen Einzelwert ohne Wertangabe im Markenbild.

Grundsätzlich gelten die Briefmarkenausgaben des Norddeutscher Postbezirkes als Vorläufer der Marken des Deutschen Reiches, der Deutschen Reichspost. Die Briefmarken des Norddeutschen Bundes verloren zum 01. Januar 1872 ihre Gültigkeit – mit Ausnahme der Innendienstmarken – und wurden durch die Brustschildmarken des Deutschen Reichs ersetzt.

Die NDP-Briefmarken für Hamburg, gezähnt und durchstochen

Der Netzunterdruck

Zur Sicherheit vor Fälschungen haben die gezähnten Marken (bis auf die Innendienstmarken) des Norddeutschen Postbezirkes einen unsichtbaren Netzunterdruck, welcher nach der Behandlung mit Schwefelwasserstoff oder chromsaurem Kali hervortritt. Vor Experimenten mit diesen nicht ungefährlichen Stoffen an den Marken sei ausdrücklich gewarnt!

18 Kreuzer gezähnt

Besondere Erwähnung soll der „Spitzenwert“ des Sammelgebietes finden, die gezähnte 18-Kreuzer-Marke von 1869. Während alle Freimarken des Norddeutschen Postbezirkes recht preiswert zu bekommen sind, ist die gebrauchte 18-Kreuzer eine echte Rarität und fehlt in vielen NDP-Sammlungen. Eben deshalb ist hier Vorsicht vor Fälschungen und Verfälschungen geboten, oft kommen Stempelfälschungen sowie nachträglich angebrachte Zähnung des ähnlichen durchstochenen 18-Kreuzer-Wertes von 1868 vor. Letztere Verfälschung ist allerdings schon an der Farbe der durchstochenen 18-Kreuzer zu erkennen.

Die gezähnte 18-Kreuzer verdankt ihre Seltenheit dem Umstand, dass in den Postämtern noch genügend durchstochene 18-Kreuzer-Marken vorrätig waren, so wurden die gezähnten einfach nicht benötigt und kamen recht wenig in den Umlauf.

10 und 30 Groschen

Diese Marken wurden nur für den Innendienst verwendet und wurden nicht am Postschalter verkauft. Da die Entwertung grundsätzlich mit schwarzer Tinte vorgeschrieben war, sind gestempelte Innendienstmarken selten. Große Raritäten sind ungebrauchte 10- und 30-Groschen-Marken, da die Restbestände dieser Ausgabe vernichtet wurde.

Die Dienstmarken

Die – zugegebener Maßen – recht „unauffällig“ anmutenden Dienstmarken des Norddeutschen Postbezirkes durften nur von Staatsbehörden verwendet werden und dienten ausschließlich des Zwecks der Portokosten-Ermittlung der Ämter.

Dienstmarken Norddeutscher Postbezirk

Ebenso wie die Freimarken wurden auch die Dienstmarken sowohl für den südlichen als auch für den nördlichen Bezirk herausgegeben.

Auch die Dienstmarken tragen einen unsichtbaren Netzunterdruck wie die Freimarken, dazu noch einen zweiten, achtzehnzeiligen Unterdruck mit den Worten: NORDD. POSTBEZIRK

Mischfrankaturen

Mischfrankaturen der NDP-Marken mit den Marken deutscher Staaten waren grundsätzlich nicht erlaubt und können -theoretisch- nicht vorkommen. Trotzdem vorhandene Belege gelten als zufällig entstanden.

Eine Ausnahme gibt es allerdings: Mischfrankaturen der NDP-Freimarken mit den Innendienstmarken Preußens kommen vor und waren erlaubt, da sich der Gültigkeitszeitraum der beiden Preußen-Innendienstmarken bis zum 28. Februar 1869 erstreckte. Sendungen mit diesen Mischfrankaturen sind nicht sehr häufig und daher gesucht. Laut einer Umfrage in der ARGE Preußen durch einen Leser hat dort noch niemand einen Beleg mit Mischfrankaturen der Innendienstmarken Preußen mit solchen des NDP gesehen.

Mischfrankaturen mit den Briefmarken der nachfolgenden Deutschen Reichspost sollten ebenfalls nicht existieren, da diese nicht erlaubt waren. Allerdings kommen auch hier zufällig entstandene Belege vor.

Wieder gibt es hier eine Ausnahme bei den Innendienstmarken. Die Innendienstmarken des Norddeutschen Postbezirkes durften im Deutschen Reich aufgebraucht werden, somit gibt es -ebenfalls sehr gesuchte- Belegen mit beiden Markenausgaben.

Mischfrankaturen mit gezähnten und durchstochenen Freimarken kommen ebenso vor wie mit Marken in Groschen- und Kreuzerwährung, ebenso mit der Stadtpostmarke für Hamburg. Solche Belege bieten ein interessantes Betätigungsfeld für den spezialisieren Philatelisten.

Geheimzeichen

Neben den oben schon erwähnten Netzunterdrucken gibt es bei den Freimarken des Norddeutschen Postbezirkes Geheimzeichen, welche seinerzeit zum Schutz von Fälschungen zum Schaden der Post eingebracht wurden. Auch wenn die Briefmarken des Norddeutschen Postbezirkes kaum zum Schaden der Sammler gefälscht wurden, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, sollen diese Zeichen hier erwähnt werden. Diese sind bei den Freimarken mit der Zifferzeichnung links unten in der Ecke und ebenso in der rechten oberen Ecke zu finden. Dort ist die Schnur vom Posthorn zu finden, welches an einem Nagel hängt. Die Schnur geht entweder über das Rohr des Hornes oder darüber:

oben und unten: linke Schnur unter und rechte Schnur über dem Horn bei

  • 1/3, ½, 1 Groschen
  • 1 Kreuzer

oben und unten: linke Schnur über und rechte Schnur unter dem Horn bei

  • ¼ Groschen
  • 2,3,7,18 Kreuzer

oben: linke Schnur über, rechte Schnur unter und unten:  linke Schnur unter, rechte Schnur über dem Horn bei

  • 2 und 5 Groschen

oben: linke Schnur unter, rechte Schnur über und unten: linke Schnur über, rechte Schnur unter dem Horn bei

  • ½ Schilling (Stadtpost Hamburg)
Rechte Schnur über, linke Schnur unter dem Horn
linke Schnur über, rechte Schnur unter dem Horn

Fazit

Das Sammelgebiet „Norddeutscher Postbezirk“ bietet für den Sammler, welcher einen Hang zur Briefmarken-Klassik hat, aber die hochpreisigen Altdeutschland-Ausgaben scheut, ein interessantes Sammelgebiet, bei welchem alle Marken in der entsprechenden Erhaltung erschwinglich sind. Das noch in reicher Zahl Vorhandensein von Briefen, Briefstücken und Einheiten macht das Gebiet zusätzlich attraktiv.

2 Kommentare

  1. Guten Tag,

    die Angaben zu den 10 Sgr- und 30 Sgr-Innendienstmarken sind unpräzise bzw. nach Erkenntnissen der Arge Preußen falsch.
    Die genannten Innendienstmarken von Preußen waren nicht nur einfach bis zum 28.2. gültig, sondern bis zum 28.2.1869 und damit bis weit in die Zeit des NDP. Am 1.3.1869 wurden dann die entsprechenden Marken des NDP eingeführt. Da diese Marken ausschließlich am Schalter bzw. Innendienst genutzt und nie an die Postkunden ausgegeben wurden, sind Mischfrankaturen auszuschließen. Eine kurze Umfrage bei Kollegen der Arge Preußen ergab, daß niemand eine solche Mischfrankatur gesehen hat.
    Da die entsprechenden Marken des NDP bis zum 31.12.1874 – Umstellung der Währung auf Pfennig und Mark – aufgebraucht werden konnten, sind Mischfrankaturen nach dem 1.1.1874 natürlich möglich.

    mit freundlichen Grüßen
    Dieter Hinders

    • Guten Tag Herr Hinders,

      vielen Dank für Ihren präzisen und hilfreichen Kommentar. Wir werden den Artikel überarbeiten und die angesprochenen Erkenntnisse in die neue Version einfließen lassen.

      Wir freuen uns sehr über ihr Feedback.

      Beste Grüße
      SAMMELN SPEZIAL

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