In der Numismatik haben sich Münzsammler und Händler auf ein internationales System verständigt, welches eine einheitliche Bewertung von Erhaltungsgraden von Münzen ermöglicht.
Bestimmend für den Wert einer Münze ist deren Zustand, auch Erhaltung genannt. Abgegriffene oder beschädigte Münzen sind – verständlicherweise – weniger wert als die schönen, polierten Münzen, die wie „frisch geprägt“ erscheinen. Das Alter der Münze spielt ebenfalls eine signifikante Rolle. Sicherlich kann man von einer alten römischen Münze keine perfekte Erhaltung erwarten. Andererseits wird kaum ein ernsthafter Sammler eine sehr abgegriffene moderne Münze in seine Sammlung aufnehmen wollen.
In der Numismatik hat sich ein System zur Einteilung von Münzen in Erhaltungsgrade durchgesetzt, welches dem Sammler ermöglicht, den Zustand von Münzen (und auch Medaillen) recht genau zu bestimmen. Wir geben hier eine genaue Übersicht.
Übersicht zu den verschiedenen Erhaltungsgraden bei Münzen
Stempelglanz (st):
Münzen mit der Erhaltung „Stempelglanz“ kann man als prägefrisch bezeichnen. Solche Stücke haben keine mit bloßem Auge erkennbaren Fehler wie zum Beispiel Kratzer. Typisch für solche Münzen ist der feine Glanz, welcher vom Prägestempel herrührt. Ein anderer oft verwendeter Begriff für Münzen mit Stempelglanz ist „unzirkuliert“. Das verwendete Synonym dazu nennt sich „prägefrisch (prf)“.
In Österreich und der Slowakei sind für die Bezeichnung hdg bzw. hgd für handgehobene Münzen gebräuchlich. Hierbei handelt es sich um Münzen die sofort nach dem Prägen einzeln verpackt werden. Diese Münzen sind mit der Erhaltung „Stempelglanz“ gleichzusetzen.
Vorzüglich (vz):
Solche Münzen waren – wenn überhaupt – nur kurz im Umlauf. Sie zeigen kleinere Kratzer, sowie geringe Abnutzungsspuren, aber keine größeren Makel wie abgeriebene Stellen oder große Kratzer. „Vorzüglich“ ist in der Regel die Mindesterhaltung von modernen Sondermünzen, die von Numismatikern noch akzeptiert wird.
Sehr schön (ss):
Diese Münzen waren einige Zeit im Umlauf und zeigen deutliche Abnutzungsspuren, auch kleine Randschäden sind möglich. Die Inschriften der Münzen sind jedoch mühelos zu entziffern, nur kleinere Details sind eventuell nicht mehr zu erkennen.
Eine Münze, die nicht mehr „vz“ ist, aber noch besser als „ss“, wird in der Regel mit „ss-vz“ bewertet.
Der Erhaltungsgrad „Sehr schön“ ist bei Umlaufmünzen des 20. Und 21. Jahrhunderts üblich, bei älteren Münzen schon eher selten anzutreffen.
Schön (s):
Münzen mit der Klassifizierung „schön“ waren sehr lange im Umlauf und weisen sehr deutliche Abnutzungsspuren auf. Details sind oft nicht mehr erkennbar, und die Münze ist stellenweise stark abgegriffen. Auch tiefere Kratzer oder Randschäden können vorkommen. Die Münzen lassen sich jedoch noch eindeutig zuordnen.
Moderne Münzen mit diesem Erhaltungsgrad werden von Sammlern in der Regel nicht mehr akzeptiert, es sei denn, es handelt sich um sehr seltene Münzen. Je älter die Münzen sind, desto häufiger wird diese Erhaltung anzutreffen sein. Für Münzen aus dem Mittelalter ist die Erhaltung „schön“ oft normal.
Sehr gut (sg):
…sind Münzen, welche stark beansprucht wurden. Eine Bestimmung solcher Münzen ist oft schwierig, da die Inschriften in der Regel stark abgenutzt sind. Bei antiken Münzen ist dieser Erhaltungsgrad manchmal noch akzeptabel.
Gut (g):
Wer immer sich für solche Münzen den Begriff „Gut“ ausgedacht hat: Solche Münzen sind eigentlich nicht mehr sammelwürdig, eine Bestimmung der Münze nicht mehr möglich, da die Prägung nahezu vollständig abgenutzt ist.
Basierend auf den oben genannten Erhaltungsgraden werden oft sogenannte „Zwischengrade“ verwendet: zum Beispiel sagt die Bezeichnung „vz+“ aus, dass die Münze besser als „vorzüglich“ erhalten ist, „s-ss“ bedeutet, dass die Münze besser als „schön“, aber nicht „sehr schön“ ist.
Die Qualität „Polierte Platte“, auch „Spiegelglanz“ genannt, wird oft als Erhaltungsgrad bezeichnet, betrifft aber eine Herstellungsmethode. Für Münzen in „Polierte Platte“ verwendet man Ronden, welche vor der Prägung poliert wurden, zudem wird der Prägestempel poliert. Bei Spiegelglanzmünzen kommen ebenfalls polierte Prägestempel zum Einsatz, die Ronden werden aber nicht vorpoliert.
Ein weiterer Begriff, welcher eine Aussage zur Münzqualität trifft ist der „Erstabschlag.“ Das sind Münzen, die mit einem neuen Stempel hergestellt wurden. Diese Bezeichnung dürfen aber nur maximal die ersten 200 Münzen einer Prägung tragen.
Häufig werden alte und wertvolle Münzen repariert („restauriert“), um diese ansehnlicher zu machen und einen höheren Verkaufspreis zu erzielen. Seriöse Händler geben dann zum Beispiel ein „gestopftes Loch“ an, dies bedeutet, dass ein ehemals vielleicht für eine Halskette gebohrtes Loch wieder verschlossen wurde. Von „Henkelspuren“ redet der Numismatiker, wenn noch Spuren einer entfernten Öse erkennbar sind. Sowohl „gestopfte Löcher“, als auch „Henkelspuren“ sind wertmindernd und stellen Beschädigungen dar. Oftmals haben Münzen mit wieder verschlossenem Loch nur noch ihren Metallwert.
Wertminderung bei Münzen
Wertmindernd für Münzen kann auch eine falsche Behandlung und Pflege sein. Dazu gehört der sogenannte „Katzenglanz“ und entsteht durch das Polieren der Münze mit Reinigungsmitteln und Putztüchern. Solche Münzen sollten beim Händler mit dem Zusatz „berieben“ bzw. „leicht berieben“ versehen sein. Auch die Lagerung der Münze spielt eine wichtige Rolle. Wir haben Ihnen in einem Artikel die verschiedenen Möglichkeiten genauer beschrieben.
Insgesamt sollte man vor dem Erwerb von teuren oder seltenen Münzen genau die Händlerbeschreibung lesen und die Münze genau betrachten. Im Zweifel sind Fragen an den Händler angebracht. Die Preisunterschiede bei Münzen der einzelnen Erhaltungsgrade können erheblich sein.