Die Hansestadt Hamburg hat zwischen 1859 und 1867 zweiundzwanzig eigene Briefmarken herausgegeben. Einer der ersten Maschinenstempel wurde in Hamburg verwendet. Leider existieren auch von den Hamburg-Marken viele Fälschungen.
Auch Hamburg ging 1868 in den Norddeutschen Bund über, es galten dann die Briefmarken des Norddeutschen Postbezirkes, ab 1871 dann die Briefmarken des Deutschen Reichs.
Bei den Hamburg-Marken kamen gleich drei verschiedene Druckverfahren zum Einsatz: Buchdruck, Steindruck und Prägedruck. Mehr zu den Marken erfahren Sie in dieser Einführung.
Abgeschnittene Zähnung bei Hamburg-Marken
Die erste Hamburger Ausgabe von 1859 ist in ihrer Bewertung als „echt“ oder „falsch“ etwas heikel. Der Abstand der Marken im Bogen beträgt horizontal 3,6 Millimeter und vertikal 1,5 bis 1,8 Millimeter, standen also recht eng im Bogen. Ist die geschnittene Briefmarke kleiner als eine gezähnte von der 1864er Ausgabe, bleibt nur noch der Prüfer zur Bestimmung der Echtheit der vielgefälschten Hamburg-Marken. Leider wurden bei vielen gezähnten Briefmarken der Ausgabe von 1864 einfach die Zähnung abgeschnitten, diese dann als die Marken der vorhergehenden geschnittenen Ausgabe verkauft. Bei gebrauchten Briefmarken kann der Prüfer die Marke nach der zeitgemäßen Abstempelung beurteilen, bei ungebrauchten Marken bleibt nur, nach Spuren der abgeschnittenen Zähnung zu forschen.
Für Auslandssendungen: Hamburgs 4 und 9 Schillinge
Besondere Highlights stellen die Hamburg-Marken zu 4 Schilling und zu 9 Schilling der ersten Ausgabe dar. Die 4-Schilling-Marke konnte -laut damals gültigem Tarif- nur für Sendungen ins etwa 20 Kilometer entfernte Oldenburg verwendet werden, diese Briefe waren nicht häufig.
Noch seltener ist die 9-Schilling-Marke. Diese konnte ausschließlich für Sendungen ins Ausland verwendet werden. Gebraucht sind beide Marken echte Altdeutschland-Raritäten und sollten grundsätzlich nicht ohne Obligo erworben werden.
Viele Farben: 1 ¼ Schillinge von 1864
Der 1 ¼ Schilling-Wert der zweiten Hamburger Ausgabe existiert in vielen Farbvarianten: von grau über dunkelgrau bis grünlich und bläulichen Tönen. Der Michel-Katalog verzeichnet ganze sieben Töne.
Da die Farbe recht empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen ist, kann man heute nicht mehr sagen, ob es sich bei den Farbvarianten um ursprüngliche Töne handelt, oder die Katalogisierung der Farbvarianten nur eine Momentaufnahme der gealterten Töne des empfindlichen Orseille-Farbstoffes ist, ein organischer Farbstoff, welcher aus Flechten gewonnen wird.
Halbierungen bei Hamburg-Briefmarken
Die 1 ¼ – Marken, sowohl der gezähnten als auch der ungezähnten Ausgabe kommen halbiert verwendet vor. Verwendet wurden die „Halbierten“ für Sendungen nach Altona und wurden von der Hamburger Post lediglich geduldet, da es schon portogerechte ½-Schilling-Marken gab. Briefe, auch Briefstücke mit halbierten Hamburg-Marken, sind sehr gesucht.
Noch einmal 7 Schillinge und 9 Schillinge
Auch diese gezähnten Marken sind, echt gebraucht, begehrte Hamburg-Seltenheiten. Beide Briefmarken wurden am 26. August 1864 herausgegeben. Allerdings emittierte die Hamburger Post schon am 9. Februar 1865 von der orangenen 7-Schilling-Marke einen Nachfolgewert in geänderter Farbe, rotlila. Die orangene 7-Schilling-Marke behielt jedoch ihre Gültigkeit. Wie auch die geschnittenen früheren Ausgaben der beiden Marken waren die Gezähnten für Auslandssendungen vorgesehen, wurden recht selten verwendet und sind dem entsprechend selten und gesucht.
Mit Originalgummi?
Wer die verschiedenen Briefmarkenkataloge aufmerksam studiert, dem wird auffallen, dass Hamburg-Marken mit Originalgummi im Verhältnis zu ungebrauchten Marken ohne Gummi überdurchschnittlich hoch bewertet sind, zieht man zum Vergleich Preisbewertungen von ungebrauchten Briefmarken anderer deutscher Staaten heran. Dies liegt daran, dass die Restbestände Hamburger Briefmarken gewaschen wurden, also der originale Gummi entfernt wurde.
Marken mit Originalgummi stammen daher aus Beständen nicht verwendeter Privat- und Geschäftskäufe von Hamburg-Marken und sind selbstverständlich wesentlich seltener. Ungebrauchte Hamburg-Marken mit Gummi sollten daher unbedingt geprüft werden.
Fälschungen und Neudrucke
Sicherlich sind Fälschungen und Neudrucke nicht gleichzusetzen, leider haben beide aber oft missbräuchliche Verwendung gemeinsam: sie wurden und werden oft gern als Originale angeboten, selten aber unwissentlich.
Wie oben bereits erwähnt, existieren reichlich Verfälschungen von geschnittenen Hamburg-Ausgaben, welche durch abgeschnittene Zähnung späterer Ausgaben hergestellt wurden.
Selbstverständlich gibt es von den Hamburger Briefmarken auch überreichlich Ganzfälschungen. Diese tragen oft kein Wasserzeichen und sind dadurch recht einfach erkennbar. Allerdings gibt es auch einige wenige echte Marken, welche aufgrund eines Produktionsfehlers kein Wasserzeichen tragen. Diese Marken sind echte Raritäten, äußerst selten und oft ohnehin schon geprüft. Im Zweifel ist die Hinzuziehung eines Prüfers nie verkehrt.
Es sind auch Fälschungen von Hamburg mit Wasserzeichen auf Originalpapier bekannt geworden. Das Originalpapier stammt aus Restbeständen, welches in Privathand gelangt ist. Diese Fälschungen sind gefährlicher, aber seltener. Wie bereits erwähnt, ist das Prüfenlassen von Altdeutschland-Briefmarken oft obligatorisch.
Fälschungen von Hamburg-Marken lassen sich am Format erkennen. Dieses stimmt in der Regel mit den Originalen nicht überein. Die echten Marken sind bis zu 18,5 Millimeter breit und 22 Millimeter hoch, die Fälschungen sind meist einen halben bis einen ganzen Millimeter größer. Helfen kann auch eine UV-Lampe. Originale erscheinen unter UV-Licht gräulich, Fälschungen oft weiß.
Umgekehrte Wasserzeichen sind in der Regel ein sicheres Indiz für eine falsche Marke, da keine echten Hamburg-Marken mit kopfstehendem Wasserzeichen bekannt sind. Diese sind aber theoretisch möglich.
Neudrucke gibt es nicht viele von den Hamburg-Marken. Nur die durchstochenen Prägedruckmarken sowie die Werte zu 1 ¼ Schilling (Steindruck), gezähnt und ungezähnt und von der 2 ½-Schilling-Marke geschnitten wurden Neudrucke hergestellt. Die Neudrucke der Prägedruckmarken sind leicht an den Sternen an den Ecken der Marken zu erkennen: bei den Originalen ist der Stern mittig nicht ausgefüllt, bei den Neudrucken ist der Stern mittig voll.
Die Briefmarken-Ausgaben der Stadt Hamburg
1859, Buchdruck, geschnitten
- ½ Schilling schwarz
- 1 Schilling braun
- 2 Schilling rot
- 3 Schilling preußischblau
- 4 Schilling gelbgrün
- 7 Schilling orange
- 9 Schilling hellgelb
Der 4-Schilling-Wert existiert in den Farbvarianten gelblichgrün und bläulichgrün. Es gibt viele Verfälschungen dieser Marken durch abgeschnittene Zähnung der Ausgaben von 1864.
1864, Steindruck, geschnitten
- 1 ¼ Schilling grau bis violett
- 2 ½ Schilling dunkelgrün
Beim 1 ¼-Schilling-Wert unterscheidet man bis zu sieben Farbvarianten: hellviolettbraun, graugrün, grau, blaugrün, dunkelgrau, grauviolett und türkisblau. Die Farben des 1 ¼-Schilling-Wertes neigen zur Zersetzung und sind lichtempfindlich.
1864, Buchdruck, Linienzähnung 13 ½
- ½ Schilling schwarz
- 1 Schilling braun
- 1 ¼ Schilling violett
- 2 Schilling rot
- 2 ½ Schilling blaugrün
- 3 Schilling preußischblau
- 4 Schilling gelbgrün
- 7 Schilling orange
- 9 Schilling hellgelb
Vom 3-Schilling-Wert existieren drei Farbvarianten, mittelblau, preußischblau und ultramarin. Der 4-Schilling-Wert ist ebenfalls in zwei Farben bekannt: gelbgrün und bläulichgrün.
1865, Buchdruck, gezähnt L 13 ½
Die 7 Schilling Briefmarke trägt die Farbe lila und existiert in verschiedenen Farbtönen. Die Linienzähnung ist relativ einfach ausgeführt und bedingt dezentrierte Marken und oft Größenunterschiede. Hamburg-Marken dieser Ausgabe sind außerdem oft schlecht gezähnt.
1866, Prägedruck, durchstochen
- 1 ¼ Schilling violett-purpur
- 1 ½ Schilling karmin
1867, Buchdruck, gezähnt L 13 ½
Von der 2 ½ Schilling Marke dieser Ausgabe gibt es zwei Farbvarianten: olivgrün und dunkelgrün.
Alle Hamburg-Marken -bis auf die gezähnte Ausgabe von 1864 und der 1 ¼ + 1 ½ Schilling Wert von 1864 haben das Wasserzeichen „Schlangenlinien“.
Reizvolles Sammelgebiet
Abschließend bleibt zu sagen, dass das Sammelgebiet Altdeutschland-Hamburg ein reizvolles ist, aber einen gewissen philatelistischen Spürsinn erfordert und recht große Raritäten beinhaltet. Hamburg-Briefmarken sollten grundsätzlich nur aktuell geprüft erworben werden.