Das Königreich Preußen bemühte sich, die einen Deutsch-Österreichischen Postvereins zu gründen. Am 1. Januar 1850 trat dieser und seine Regelungen in Kraft. Dadurch wurde eine Angleichung der Postgebühren und der dazugehörigen Bestimmungen im deutschsprachigen Raum erreicht.
Preußen war zwar nicht der erste deutsche Staat, der Briefmarken herausgab, aber sie haben als erster Staat Postwertzeichen auf Papier mit einem Wasserzeichen gedruckt, um sie somit vor Fälschungen zu schützen.
Inhaltsverzeichnis:
Die Erhaltung der Preußen-Briefmarken
Der Druck der Preußen-Briefmarken
Farben und Tönungen
Die Ausgabe von 1857 und der Unterdruck
Die preußischen Innendienstmarken zu 10 und 30 Silbergroschen
Preußen-Briefmarken und die Nummernstempel
Preußens Briefmarkenausgaben: 1850 bis 1867
Fazit zu den Preußen-Briefmarken
Die Erhaltung der Preußen-Briefmarken
Die Briefmarken Preußens sind – zur Freude der Altdeutschland-Liebhaber – nicht ausgesprochen selten. Es gibt genügend Exemplare aller Ausgaben in sehr guter Erhaltung. Die Marken wurden nicht allzu eng im Bogen gedruckt, daher sind gut gerandete Stücke der Normalfall.
Allerdings gibt es eine gravierende Einschränkung, wenn man die Erhaltung der Preußen-Marken betrachtet: die orangenen Marken der früheren Ausgaben neigen stark zu Verfärbungen, der sogenannten „Sulfidierung“ und sollten daher auf keinen Fall unter PVC gelagert werden. Ebenso vermieden werden sollte die Lagerung diese Marken unter komplettem Luftabschluss. Wir haben einen ausführlcihen Artikel zu den bekannten Bleisulfidschäden für Sie zusammengestellt.
Der Druck der Preußen-Briefmarken
Die Preußen-Marken der Ausgaben mit dem Bild König Friedrich Wilhelm IV. sind im Stichtiefdruck hergestellt. Das erhabene Druckbild auf der Marke ist teilweise recht ausgeprägt, Abplatzungen kommen vor, die Marken sollten daher mit entsprechender Sorgfalt behandelt werden.
Das Tiefdruckverfahren, zu welchem auch der Stahlstich gehört, bringt es mit sich, dass die Preußen-Marken teilweise Unterschiede in der Größe aufweisen. Von den Stichtiefdruck-Marken gibt es schmalere und breitere Exemplare. Auch in der Höhe gibt es Abweichungen, diese fallen aber geringer aus. Gut zu unterscheiden ist der Neudruck der ersten Preußen-Marke vom Original: der Neudruck ist in der Regel schmaler als die Originalmarke.
Farben und Tönungen
Das preußische Postgebiet war verhältnismäßig groß, ebenso die Auflagen der Preußen-Marken. Was für den Altdeutschland-Sammler ein Glücksfall ist, kann für den Spezialisten vielleicht etwas problematisch sein: Bei der Masse an Briefmarken, welche gedruckt wurden, kam es immer wieder zu Schwankungen in der Tönung der einzelnen Farben. So haben fast alle Werte der Preußen-Marken verschiedene Farbvarianten. Allerdings muss man da klar zwischen einfachen „Schattierungen“ und verschiedenen Farben, die durch unterschiedliche Auflagen bedingt sind, unterscheiden. Im Zweifelsfall hilft der Prüfer oder die entsprechende ARGE weiter.
Die Ausgabe von 1857 und der Unterdruck
Setzt man die Marken dieser Ausgabe – aus welchen Gründen auch immer – Schwefelwasserstoff aus, kommt der mit Hilfe von kohlensaurem Bleioxid hergestellte Schutzunterdruck zum Vorschein, die Marke ist jedoch verdorben. Auch andere ungünstige Einflüsse, wie zum Beispiel Dämpfe oder Feuchtigkeit (bei Kellerlagerung) können diesen Unterdruck zum Vorschein bringen. Die Briefmarke ist dann auf jeden Fall verloren. Bei der Aufbewahrung preußischer Briefmarken ist daher besondere Vorsicht geboten.
Die preußischen Innendienstmarken zu 10 und 30 Silbergroschen
Diese beiden besonderen Briefmarken waren für den preußischen Innendienst vorgesehen und durften nicht ans Publikum abgegeben werden. Der Druck erfolgte bei diesen Marken nicht auf der Vorderseite, sondern auf der Rückseite des Papiers. Dabei erfolgte nach einem besonderen Verfahren (Löwenberg-Verfahren) erst der Druck der Marke, dann folgte die Gummierung, also lag das Markenbild unter der Gummierung. Zudem wurde ein blasenartiges Ölpapier für die Marken verwendet, was diese besonders empfindlich macht. Ein Ablösen der Marke hat fast immer die Zerstörung derselben zur Folge, ebenso ist eine Fälschung der Marken so gut wie ausgeschlossen. Für den Sammler bedeutet dies, die beiden Innendienst-Marken mit ausgesuchter Vorsicht zu behandeln. Diese Marken dürfen auf keinen Fall vom Papier gelöst werden, ebenso sollten Berührungen vermieden werden.
Preußen-Briefmarken und die Nummernstempel
Das große preußische Postgebiet bringt eine ebenso große Zahl an verwendeten Nummernstempel mit sich, ein dankbares Betätigungsfeld für den spezialisierten Stempelsammler. 902 verschiedene Nummernstempel sind bekannt, manche von ihnen ausgesprochen selten. Spezialisten suchen besonders die Stempel kleiner Ortschaften, als Beispiel sind hier „71“ (Barten) oder „165“ (Born) exemplarisch genannt, für welche vierstellige Beträge gezahlt werden.
Die Vielzahl preußischer Nummernstempel kann daher Grundlage für eine spezialisierte Stempelsammlung, vielleicht mit heimatgeschichtlichem Einschlag, bilden.
Preußens Briefmarkenausgaben: 1850 bis 1867
1850, König Friedrich Wilhelm IV., gegitterter Hintergrund, Wasserzeichen Lorbeerkranz
- ½ Silbergr. orange auf weiß
- 1 Silbergr. schwarz auf rosa
- 2 Silbergr. schwarz auf blau
- 3 Silbergr. schwarz auf gelb
Vom 1 Silbergroschen-Wert gibt es vier verschiedene Farbvarianten, die Farbe rotkarmin ist sehr selten. Vom 3 Silbergroschen-Wert unterscheidet man zwei Farben.
1857, König Friedrich Wilhelm IV., glatter Hintergrund, kein Wasserzeichen
- 1 Silbergr. rosa
- 2 Silbergr. blau (hell bis dunkel)
- 3 Silbergr. orange
Von allen Werten dieser Ausgabe gibt es verschiedene Farbvarianten. Der Michel-Deutschland-Spezial katalogisiert für den 1 Silbergroschen-Wert zwei Farben, für die beiden anderen Werte jeweils drei Farben.
1858, König Friedrich Wilhelm IV., gegitterter Hintergrund, kein Wasserzeichen
- 4 Pfennige grün
- 1 Silbergr. rosa
- 2 Silbergr. blau
- 3 Silbergr. orange
Auch diese Ausgabe lässt sich nach Farben in verschiedene Auflagen katalogisieren. Besondere Erwähnung soll der 2 Silbergroschen-Wert in der Farbe schwarzblau finden, welcher außerordentlich selten ist. Die 4 Pfennige grün auf weiß unterscheidet man auch in zwei Farbvarianten.
1861, Adler, durchstochen
- 4 Pfennige grün
- 6 Pfennige orange
- 1 Silbergr. rosa
- 2 Silbergr. ultramarin
- 3 Silbergr. braun
Bei der 6 Pfennige orange werden zwei Farbvarianten unterschieden.
1866, Ziffernzeichnung, durchstochen
- 10 Silbergr. dunkelrosa
- 30 Silbergr. dunkelgrünlichblau
Die Marken dieser Ausgabe sind außerordentlich empfindlich. Zum Schutz vor Fälschungen und besonders vor Wiederverwendung der hohen Wertstufen wurden die Marken mit einem besonderen Herstellungsverfahren gefertigt. Auf keinen Fall sollten die Marken vom Papier gelöst werden.
1867, Adler, Kreuzerwährung, durchstochen
- 1 Kreuzer grün
- 2 Kreuzer orange
- 3 Kreuzer karmin
- 6 Kreuzer ultramarin
- 9 Kreuzer hellbraun
Ab dem 01. Januar 1868 galten auf dem Postgebiet Preußens die Briefmarken des Norddeutschen Postbezirkes, alle preußischen Marken verloren ihre Gültigkeit, mit Ausnahme der beiden Innendienstmarken zu 10 und 30 Silbergroschen. Diese wurden noch bis zum 28. Februar 1869 verwendet.
Alles in allem
Die Vielzahl noch in guter Qualität vorhandener Preußen-Briefmarken gibt auch den „durchschnittlich betuchten“ Philatelisten die Möglichkeit zum Aufbau einer vollständigen Preußen-Ländersammlung, wenn die günstigste Erhaltung gewählt wird. Bei den Preußen-Marken ist dies die gestempelte Erhaltung. Im Vergleich zu anderen Altdeutschland-Sammelgebieten sind bei den preußischen Briefmarken Fälschungen weniger zu befürchten.
Ein zusätzlich besonders reizvolles Thema sind die preußischen Nummernstempel. Besonders seltene Nummernstempel sollten auf jeden Fall kompetent geprüft sein, da seltene Abstempelungen ein Vielfaches der „normalen“ Briefmarke kosten können.