Briefmarken Altdeutschland: Die Ausgaben von Lübeck

Die Freimarken der Freien und Hansestadt Lübeck sind Sinnbilder der besonderen Schönheit altdeutscher Briefmarken. Besonders die „Doppeladler“ der ersten beiden Serien.

1 1/4- 2 1/2 Schilling mit Doppeladler

Insgesamt hat Lübeck vierzehn Briefmarken herausgegeben:

1859, Wappen von Lübeck, punktierter Grund, mit Wasserzeichen, Stichtiefdruck, geschnitten

  • ½ Schilling dunkelviolettgrau
  • 1 Schilling orange
  • 2 Schilling rötlichbraun
  • 2 ½ Schilling mangenta
  • 4 Schilling dunkelgrün (Töne)

Vom 4-Schilling-Wert existiert eine gelbgrüne Variante, die nicht zur Ausgabe gelangte.

1862, wie vorhergehende Ausgabe, jedoch ohne Wasserzeichen

  • ½ Schilling dunkelroteren
  • 1 Schilling orange
1 Schilling Orange geschnitten

Das Papier der Marken dieser Ausgabe ist etwas dicker als das der vorhergehenden Briefmarken Lübecks.

1863, Wappen im Oval, Buchdruck mit Prägedruck, durchstochen

  • ½ Schilling dunkelgrün
  • 1 Schilling rötlichorange
  • 2 Schilling karmin
  • 2 ½ S. ultramarin
  • 4 Schilling olivbraun
Wappen im Oval, geschnitten. 1/2-4 Schilling.

Vom 1-Schilling-Wert existieren zwei Durchstichvarianten, einmal 11 ¾ und einmal 10

1864, Wappen im Oval, punktierter Grund, Stichtiefdruck, geschnitten

  • 1 ¼ Schilling rötlichbraun

1865, Wappen im Oval mit achteckiger Einfassung, Buchdruck und Prägedruck, durchstochen

  • 1 ½ Schilling dunkelbraunpurpur

Die Erhaltung der Lübeck-Marken

Im Gegensatz zu vielen anderen Freimarkenausgaben Altdeutschlands, besonders zu den Briefmarken Thurn & Taxis, bekommt man die Briefmarken der Hansestadt Lübeck oft gut gerandet, wenn man die geschnittenen Ausgaben der ersten beiden Serien betrachtet. Vollrandige Marken sind hier der Normalfall, für schlecht gerandete oder gar angeschnittene Marken müssen teils hohe Abschläge in Kauf genommen werden.

Etwas anders verhält es sich mit den Briefmarken der durchstochenen Ausgabe von 1863. Bei dieser Ausgabe sind die Marken oft sehr ungenau perforiert, schlecht zentrierter Marken sind eher der Normalfall und bedingt keine Abschläge im Wert. Gut zentrierte Stücke der ersten durchstochenen Ausgabe von Lübeck sind selten, es werden von Liebhabern teils hohe Aufschläge gezahlt. Die durchstochenen Briefmarken der Ausgaben ab 1864, der 1 ¼ – Schilling-Wert und der 1865 nachfolgende 1 ½-Schilling-Wert, sind meist gut zentriert, nicht mittig sitzende Markenovale werden hingegen oft schlechter bewertet.

Fälschungen

Auch von den Lübeck-Marken gibt es viele Fälschungen, auch schon sehr alte; die selteneren Lübeck-Marken der ersten Ausgabe von 1859 wurden und werden immer wieder gefälscht, beziehungsweise falsch gestempelt, hier ist wieder besondere Vorsicht vor Falsifikaten geboten. Und auch hier ergeht wieder der dringende Hinweis, hochwertige Briefmarken nur aktuell und kompetent geprüft zu erwerben.

Die ersten Fälschungen der ersten Ausgabe stammen bereits aus den Jahren vor 1860, viele Lübeck-Marken wurden in London nachgedruckt, als dies bekannt wurde, entschloss man sich zu einer neuen Freimarkenserie. Dies war dann die erste durchstochene Ausgabe mit dem Lübecker Doppeladler im Oval. Kurios ist, dass man schon bei dieser alten Ausgabe darauf spekulierte, die Produktionskosten der Briefmarken durch die auch damals schon zahlreichen Briefmarkensammler zu refinanzieren.

Neudrucke

Von den Briefmarken Lübecks existieren zahlreiche Neudrucke, klassische (von 1872 ohne Wasserzeichen) sowie moderne Neudrucke von Lübeck-Marken im 4er-Block mit dem Wasserzeichen Wellen. Diese Neudrucke haben ihre Berechtigung als Sammlerstücke, wurden aber schon oft zum Betrug, besonders bei unerfahreneren Philatelisten, missbraucht. Entsprechende Vorsicht ist geboten.

Die erste und die zweite Ausgabe unterscheiden: mit und ohne Wasserzeichen

2 Schilling braun im Viererblock

Die erste Ausgabe von den Lübecker Briefmarken wurde von der „Buch-und Steindruckerei G.H.Rathgens“ auf bereits dort vorhandenem Wasserzeichenpapier gedruckt. Leider ist das Wasserzeichen „Blumen“ bei den Marken der ersten Lübecker Ausgabe oft sehr schwer zu erkennen, es bedarf einiger Erfahrung mit den Lübeck-Marken und ein gutes Auge, um die beiden ersten Ausgaben am Wasserzeichen auf Anhieb zu erkennen. Allerdings weiß der erfahrene Lübeck-Spezialist auch, dass man die Marken der beiden Ausgaben auch an der leicht unterschiedlichen Farbe erkennen kann: die 1 und 1 ½-Schilling-Marken mit Wasserzeichen wirken im direkten Vergleich mit ihren Pendants deutlich dunkler als die Marken der zweiten Ausgabe ohne Wasserzeichen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Dicke des Papiers, dieses ist bei den Marken der zweiten Ausgabe stärker. Auch an der Zeichnung kann man mit geübtem Auge Unterschiede zwischen den beiden Ausgaben erkennen: Die Schenkel des Doppeladlers der ersten Ausgabe sind erheblich undeutlicher in der Zeichnung als die der zweiten Ausgabe.
Wenn man alle Unterscheidungsmerkmal berücksichtig und die Lübecker Briefmarken nicht zum ersten Mal sieht, dürfte eine treffsichere Unterscheidung ohne Probleme möglich sein.

Der Fehldruck „ZWEI EIN HALB“

Zu einem Versehen kam es beim Umdruck der 2-Schilling-Marken, bei denen unbeabsichtigt zwei Bögen der 2 ½ -Schilling zur Verwendung kamen. Der Fehler wurde bemerkt, und die Eckziffern wurden korrigiert – allerdings wurden dabei die Marken auf den Feldern 96 und 97 „vergessen“. Zudem blieb im Bande „ZWEI EIN HALB“ stehen. Diese Fehldrucke sind sehr gesucht und selten zu finden.

Echtheitszeichen

Zum Schutz vor Fälschungen bediente man sich der damals schon sehr beliebten Geheimzeichen, die wichtigsten wollen wir hier vorstellen. Auf den Briefmarken der geschnittenen Ausgabe von 1859 befindet sich unter dem unteren Bande ein Schnörkel, in dessen Mitte sich eine bindestrich-ähnliche Linie befindet. Über bzw. unter der Linie sind -je nach Wertstufe- Punkte angeordnet, welche die Echtheit belegen sollen:

  • 1 ½ Schilling: ein Punkt über dem Strich
  • 1 Schilling: ein Punkt unter dem Strich
  • 2 Schilling zwei Punkte unter dem Strich
  • 2 ½ Schilling ein Punkt über, zwei Punkte unter dem Strich
  • 4 Schilling vier Punkte unter dem Strich

Mischfrankaturen…

…zwischen den Briefmarken der ersten Ausgaben und den Marken ab der dritten Ausgabe sind tatsächlich möglich. Allerdings stellen Briefe mit solchen Frankaturen absolute Raritäten dar und sind schwer zu finden.

Eine Lübeck-Sammlung aufbauen

Die Anzahl der Lübeck-Marken ist mit gerade einmal vierzehn Briefmarken überschaubar. Allerdings sind die Marken, gerade die der ersten Ausgaben, recht selten und somit hochpreisig, hinzukommt, dass auch Belege und Briefstücke mit Lübeck-Marken und -Stempeln sehr gesucht und mit verbriefter Echtheit und guter Qualität schwer zu finden sind. Der Aufbau einer detaillierten Lübeck-Sammlung kann daher eine echte Herausforderung sein. Leichter wird es, wenn man sich auf ungebrauchte Lübeck-Ausgaben spezialisiert. Alles in allem ist Lübeck ein reizvolles Sammelgebiet mit der altdeutschen Briefmarken eigenen Einzigartigkeit.

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