Ein besonders auffälliges Stück der klassischen schweizerischen Philatelie von Weltrang ist die sogenannte „Doppelgenf“. Gerade einmal 60.000 Exemplare wurden gedruckt.
Die Zeit vor den Briefmarken
Bevor es Briefmarken gab, musste der Empfänger die Kosten für die Sendung beim Empfang entrichten. So war es immer und so waren es die Leute gewohnt. Gerade die Schweizer waren deshalb sehr zurückhaltend, was die Verwendung der ersten Briefmarken anging. Dies erweckte den Eindruck, dass der Empfänger die Portokosten nicht bezahlen kann. Deshalb galt es in manchen Gesellschaftsschichten als unhöflich, Briefe zu frankieren. Zudem wurde die Verwendung von Briefmarken nicht grundsätzlich vorgeschrieben. Um den Umsatz der „Francozettelchen“ zu steigern, wurde am 30. September 1843 eine durch eine Kopfleiste verbundene Doppelmarke zu zwei mal fünf Rappen herausgegeben. Dies war weltweit die vierte Briefmarkenausgabe und in Europa die Dritte nach zum Beispiel der „Penny Black“ aus England.
Herstellung und Aussehen der Doppelgenf-Marken
Die geschnittenen Marken wurden auf gelbgrünem Papier im Steindruckverfahren hergestellt. Die Anordnung betrug 10 Marken in 5 Reihen im Bogen. Die Einzelmarken tragen das Genfer Wappen, darüber im Strahlenkranz die Buchstaben JHS (Jesus Hominum Salvador; Jesus, Retter der Menschen). Weiter finden sich auf den Genfer Briefmarken die Worte „POST TENEBRAS LUX“, was „Nach der Dunkelheit das Licht“ bedeutet. Von der „Doppelgenf“ wurden 60.000 Exemplare hergestellt, wovon allerdings nur 6.000 als „Doppelmarke“ erhalten blieben.
Eine besondere Briefmarke
Die „Doppelgenf“ ist für ihre Zeit einzigartig. Sie stellt den Versuch dar, mit einer Ausgabe die beiden Taxkreise des Kanton Genf abzudecken. Das Porto innerhalb der Stadt Genf betrug 5 Rappen, dafür konnte die „Doppelgenf“ geteilt werden. Das Porto innerhalb des Kantons betrug 10 Rappen, dafür kam die ungeteilte Marke zur Verwendung.
Trotz des geschickten und interessanten Versuches, den Briefmarkenumsatz durch die Herausgabe einer Doppelmarke zu steigern, wurden bis zum Jahre 1844 gerade einmal 5300 Stück der „Doppelgenf“ verkauft. Um nicht auf den Restbeständen sitzen zu bleiben, bot die Genfer Postverwaltung halbe „Doppelgenf“ zum Peis von 4 statt 5 Centimes und die „Doppelgenf“ zum Preis von 8 statt 10 Centimes an.
Von dieser Briefmarke gibt es keinerlei Typenunterschiede, jedoch ist die linke Marke schmaler als die rechte. Dadurch ist leicht festzustellen, welche Position eine Teilmarke hatte, wenn sie abgetrennt wurde. Zudem gibt es horizontale Paare der Marke, oder auch falsch vom Postbeamten geschnittene Stücke mit einer „linken rechten Marke“ und einer „rechten linken Marke“ zusammenhängend. Einheiten und Bogenteile sind extrem selten. Nur wenige Stücke wurden bekannt. Ein Beispiel ist der 6er-Block der Doppelgenf aus der Burrus-Sammlung.
Eine absolute Rarität
Die „Doppelgenf“ zählt auch im internationalen Maßstab zu den absoluten Raritäten. Nur wenige Briefmarkenhändler können diese Marke anbieten. Meistens wird diese seltene Briefmarke nur einmal auf einer Auktion angeboten. Die Gründe dafür sind die geringe Auflage von nur 60.000 Stück und ihre Beliebtheit, da sie als Doppelmarke eine gewisse Einzigartigkeit hat.
Für die „Doppelgenf“ werden durchweg Preise ab dem hohen vierstelligen Bereich gezahlt, auch eine Einzelmarke kann schnell einmal 5000 € und mehr kosten, wenn sie gut erhalten ist. Wie immer bei klassischen Marken ist die Erhaltung ein ausschlaggebender Punkt bei der Bewertung der Briefmarken. Es versteht sich von selbst, solche Briefmarken nie ungeprüft zu erwerben! Die Anzahl von Fälschungen der „Doppelgenf“ ist enorm hoch.
Hier noch ein paar Eckdaten zu den Kantonalmarken:
Ausgabedatum: 30. September 1843
Druck: Steindruck auf farbigem Papier
Druckerei: Lithographieanstalt Schmid in Genf
Entwurf: verm. Postdirektor Guillaume Pasteur
Auflage: 60.000
Gültigkeit: 30.09.1843 – 30.09.1854