Das Königreich Sachsen war nach Bayern das zweite Land in Deutschland, das seine eigenen Briefmarken herstellte. Durch den Beitritt in den Deutsch-Österreichischen Postverein am 15. Mai 1850 waren sie dazu verpflichtet, „Francozeichen“ herauszugeben. Dies geschah am 01. Juli des gleichen Jahres durch die Herausgabe der roten 3 Pfennig Briefmarke. Durch diesen sogenannten „Sachsendreier“ wurden die Sachsen-Marken berühmt. Aber auch sonst hat das Sammelgebiet viel zu bieten.
Inhaltsverzeichnis:
Die Ausgaben des Königreich Sachsen
Die Drei Pfennige grün
Fehldruck König August II.
Nicht häufig: die 10 Neugroschen blau
Typenunterschiede bei den Ausgaben von 1851 und 1855 – August I. und Johann II.
Revisionsdrucke
Die Wappenausgabe von 1863/67
Fazit zu den Sachsen-Marken
Die Ausgaben
1850, Ziffernzeichnung, Buchdruck
Die rote 3 Pfennige Briefmarke existiert in verschiedenen Farbtönen. Bekannt ist sie unter dem Namen „Sachsendreier“. Von ihr existieren viele Fälschungen. Ebenso sind viele reparierte Exemplare im Umlauf, da die Briefmarke oft beim Öffnen der Sendung beschädigt wurde.
1851, Wappen, Buchdruck
Die grüne 3 Pfennige Briefmarke ist der Nachfolger des Sachsendreiers. Von ihr gibt es zwei Auflagen-Perioden. Eine frühere, bei welcher sich die Marken in schärferem Druck und satteren Farben zeigen und eine spätere, die ein eher verwaschenes Druckbild und nicht ganz so intensive Farben zeigen.
Die Marken standen sehr eng im Bogen, allseits vollrandige Stücke dieser Ausgabe sind eher selten.
1851, König Friedrich August II., Stichtiefdruck auf farbigem Papier
- ½ Neugroschen grau
- 1 Neugroschen rosa
- 2 Neugroschen hellblau
- 3 Neugroschen gelb
1852, König Friedrich August II., Stichtiefdruck auf farbigem Papier
Im Jahr 1852 gab es in Sachsen nur eine Briefmarke. Diese ist eine 2 Neugroschen Marke in der Farbe dunkelblau. Sie wurde im Stichtiefdruck hergestellt und zeigt das Abbild von König Friedrich August II.
1855, König Johann I., Tiefdruck auf farbigem Papier
- ½ Neugroschen grau
- 1 Neugroschen rosa
- 2 Neugroschen dunkelblau, Tönungen
- 3 Neugroschen gelb
1856, Ergänzungswerte
- 5 Ngr. rot bis orangerot, bräunlichrot, Töne
- 10 Ngr. blau bis dunkelblau, Töne
Vom 5 Neugroschen-Wert gibt es viele katalogisierte Tönungen, der Michel Deutschland-Spezial verzeichnet ganze sieben davon. Zur sicheren Bestimmung sollte ein Prüfer beauftragt werden, da auch durch Alter und Umwelteinflüsse Farbveränderung bei diesen Marken nicht selten sind („sulfidiert“).
Vom 10 Neugroschen-Wert gibt es drei Töne: cyanblau, dunkelblau und blau auf glasigem Papier.
1863/67, Wappenzeichnung, Prägedruck
- 3 Pf. grün, Töne
- ½ Neugroschen orange
- 1 Neugroschen rosa bis lilarose
- 2 Neugroschen blau
- 3 Neugroschen braun
- 5 Neugroschen graublau bis braungrau, viele Töne
Alle Briefmarken dieser Ausgabe kommen mit sehr vielen Farbvarianten vor. Zur sicheren Bestimmung sollte ein Prüfer herangezogen werden.
Altdeutschlands seltenste und berühmteste Briefmarke: Die Drei Pfennige rot von 1850 – der legendäre „Sachsendreier“
Sicherlich der Traum jedes Deutschland-Sammlers ist die eher unscheinbare, rote Drei-Pfennig-Marke aus Sachsen von 1850. Leider ist diese seltene Briefmarke nur für die wenigsten Philatelisten erreichbar. Denn qualitativ einwandfreie Stücke sind extrem selten und haben ihren Preis. Der Besonderheit diese Rarität geschuldet, haben wir dem Sachsendreier einen eigenen Artikel gewidmet.
Die Drei Pfennige grün
Ebenso wie der Sachsendreier, wurde der grüne Nachfolgewert zur Freimachung vornehmlich von Drucksachen, also auf Streifband, verwendet. Und ebenso wie sein Vorgänger, wurden viele der grünen Drei-Pfennig-Marken beim Öffnen der Sendung zerrissen oder zumindest beschädigt. Glücklicherweise haben aber bedeutend mehr Exemplare unbeschadet „überlebt“, als dies beim Sachsendreier der Fall war, auch schon der sehr viel höheren Auflage wegen. Trotzdem ist die Marke verhältnismäßig selten in einwandfreier Erhaltung zu finden, besonders Exemplare der ersten Auflagen. Diese erkennt man oft schon am klaren Druck und intensiven Farben. Diese beiden genannten Eigenschaften sind bei den späteren Auflagen der grünen Marke nicht so stark ausgeprägt.
Anders als bei den Briefmarken der späteren Sachsen-Ausgaben wurden die Marken der Ausgabe von 1851 sehr eng im Bogen angeordnet gedruckt. Berührte Marken sind bei dem grünen Drei-Pfennig-Wert daher leider die Regel. Passionierte Sachsen-Liebhaber zahlen für gut gerandete Marken dieser Ausgabe teilweise hohe Aufschläge.
Nur von den 3-Pfennig-Marken der frühen Auflagen sind Randstücke möglich, da diese in Zehnerbogen gedruckt wurden. Die Marken der späteren Auflagen wurden in Großbogen gedruckt und vorgeschnitten in Zehnerbogen an die Postämter gegeben. Die Markenränder wurden dabei bereits entfernt.
Fehldruck König August II.
Auf dem Papier des 2-Neugroschen-Wertes von 1851 wurden versehentlich einige wenige Exemplare des ½-Neugroschen-Wertes gedruckt. Genau genommen, war es -nach heutigem Erkenntnisstand- ein 60er Bogen, welcher erst unbemerkt die Druckerei verließ. Von den 60 Marken wurden ganze drei verkauft, bevor der Fehldruck auffiel, also sind 57 ungebrauchte Briefmarken dieses Fehldruckes übriggeblieben. Diese wurden übrigens -nach Außerkurssetzung der Sachsen-Marken- ebenso wie die restlichen ungebrauchten Sachsendreier für gerade einmal drei Mark an Sammler abgegeben, im Jahre 1891.
Die drei verkauften Marken des seltenen Fehldruckes sind nie wiederaufgetaucht. Einige gestempelte Exemplare der seltenen Marke konnten bisher nicht als „echt“ beglaubigt werden.
Von den ungebrauchten Exemplaren erwarb der Sammler Philipp la Renotière von Ferrary einen 10er Bogen, später gelangte dieser in die Sammlung Arthur Hind. Nur ein Viererstreifen ist noch als weitere Einheit bekannt.
Nicht häufig: die 10 Neugroschen blau
Sehr gesucht und gern gefälscht ist der blaue 10-Neugroschen-Wert von 1856. Diese Briefmarke existiert in drei Farbvarianten von cyanblau über dunkleres blau bis zum „Normalblau“. Allerdings sind die Fälschungen diese Marke recht schnell auszumachen, da das Original im schwer fälschbaren Kupferdruck hergestellt wurde.
Für Spezialisten: Typenunterschiede bei den Ausgaben von 1851 und 1855 – August I. und Johann II.
Von beiden genannten Ausgaben gibt es -druckbedingt- zahlreiche Varianten, dazu Marken mit Retuschen, Ätzflecken und Trennungslinien. Diese Besonderheiten sind besonders für spezialisierte Philatelisten interessant und werden in diversen Spezialkatalogen thematisiert. Glücklicherweise sind die Marken dieser beiden Ausgaben nicht sonderlich selten. So kann der Aufbau einer solchen Spezialsammlung (fast) jedermann gelingen.
Eine Besonderheit soll hier noch erwähnt werden: die sogenannten Sachsenringel. Hierbei handelt es sich um kleine kreisförmige Gebilde, welche sich seltenerweise an den Rändern einiger Sachsenmarken befinden. Diese Sachsenringel sind nicht etwa Druckzufälligkeiten, auch keine Ätzflecken, sondern tatsächlich beabsichtigte Drucke. Leider sind der Sinn und der Zweck dieser Gravuren vollkommen unbekannt, und so bleiben nur Spekulationen. Eine davon hält die Sachsenringel für Sicherheitsmerkmale. Sie sollen zum Schutz vor Fälschungen in die Druckplatten graviert werden sein. Andere halten diese Ringel für Stellungsmarkierungen, welche für den Drucker wichtig waren.
Revisionsdrucke
Probedruck von den Sachsenmarken der Ausgaben von 1851 und 1855 sind nicht selten, wenn man auf die Anzahl derselben anderer deutscher Staaten schaut, wenn überhaupt vorhanden. Als Revisionsdruck bezeichnet man den letzten Korrekturabzug von dem eigentlichen Druck einer Briefmarke, diese ist sozusagen die „Generalprobe“ vor dem Druck.
Von den sächsischen Briefmarken der Ausgaben von 1851 und 1855 – August I. und Johann II. existieren Revisionsdrucke auf weißem Kartonpapier, oft -aber nicht immer- mit rotem Tintenstrich entwertet. Diese Drucke werden von Spezialisten gesucht.
Viele Farben: Die Wappenausgabe von 1863/67
Bei den im Prägedruckverfahren hergestellten sächsischen Briefmarken der letzten Ausgabejahre mit der Wappenzeichnung existieren außerordentlich viele Farbvarianten. Schon aus diesem Grunde sollte man die einzelnen Farben besser vom Spezialisten bestimmen lassen. Die Marken diese Ausgabe sind in guter Qualität noch recht häufig zu finden, so lohnt sich der Aufbau einer spezialisierten Sammlung für manchen Philatelisten.
Die Marken mit der Wappenzeichnung sind die letzten eigenen Briefmarkenausgaben des Königreich Sachsen. Ab Oktober 1866 gehörte Sachsen zum Norddeutschen Postbezirk, ab dem 1. Januar 1871 galten auf dem Gebiet des ehemaligen Königreich Sachsen die Briefmarken der Deutschen Reichspost.
Die sächsischen Freimarken: schwierig für Ländersammler
Allein die Seltenheit der Sachsen-Erstausgabe verhindert für die meisten Philatelisten den Aufbau einer kompletten Sachsen-Ländersammlung.
Dennoch braucht kein Philatelist auf den Reiz der sächsischen Briefmarken zu verzichten. Denkbar an Stelle einer Ländersammlung ist ein Zusammentragen von Marken des Königreiches nach Nummernstempel. Oder das Sammeln von Typen und Besonderheiten bei den Ausgaben von 1851 und 1855.
Für Philatelisten sind die Briefmarkenausgaben des Königreich Sachsen auf jeden Fall ein attraktives Sammelgebiet.