Teil 4: Briefmarken I. & II. Wahl – Vorsicht Falle – Schnäppchen oder Fehlkauf?

Vorsicht ist geboten beim Vergleich von Angeboten. Achten Sie genau darauf, was angeboten und wofür garantiert wird. Sonst tappen Sie schnell in die Falle oder tätigen einen Fehlkauf, den Sie bereuen werden.

Angebote mit „Postfrisch“ oder „ohne Falz“

Wird z.B. „postfrisch“ angeboten oder „ohne Falz“. Ist doch dasselbe, höre ich sie sagen. Nein, ist es nicht – leider.
„Postfrisch“ bedeutet: Ohne Falz und Gummierung unverändert im Originalzustand, wie am Postschalter verkauft.

„Ohne Falz“ hingegen bedeutet nur, dass auf der vorhandenen Gummierung kein Falz klebt. Es ist damit nicht gesagt, dass nicht früher ein Falz vorhanden war der entfernt wurde, was einen Preisabschlag von 60 bis 80 % auf den Postfrischpreis ausmachen würde. Es ist nicht einmal gesagt, dass die vorhandene Gummierung original ist. Nicht vergessen: eine nachgummierte Marke ist bestenfalls so viel wert, wie eine ohne Gummi, d.h. 5 bis 10 % vom Postfrischpreis. Wenn Sie soweit gedacht haben, dann rechnen Sie mal nach ob der Schnäppchenpreis nicht tatsächlich eher Richtung Abzocke geht.

Ein Beispiel gefällig?

Nehmen wir mal den Satz Zeppelin Polarfahrt, Michel-Nr. 456-58 des Deutschen Reiches, aktuell bei einem Anbieter und zwar zum Schnäppchenpreis von 995.- €. Das Ganze „garantiert ohne Falz, mit feinster Gummierung“. Und? … Ja, das heißt nicht postfrisch und nicht mit Originalgummi, sondern nun? … Ja, nachgummiert. Ganz genau. Jeder seriöse Händler wird für einen einwandfreien, postfrischen Satz mehr als das im Ankauf bezahlen und ein wirklich postfrischer Satz kostet im Handel um die 1600,- €. Ja, aber 605.- € darunter! Da muss man doch zuschlagen – oder? Aber schauen wir doch mal weiter. Einen Satz mit Originalgummi und sauberem Falz bekommt man für knapp unter 500.- €. Das heißt: Schlappe 495,- € extra für „3 x Falz weg“. Ein Satz ohne Gummi kostet im seriösen Handel keine 200.- €. Das heißt: Schlappe 795.- € extra für „3 x Neugummi drauf“.

Ich denke das spricht für sich. Die Quittung für solche „Schnäppchenkäufe“ gibt es spätestens, wenn die Stücke einmal wiederverkauft werden sollen. Dann folgt das böse Erwachen.

Daher lesen Sie sich die Angebote genau durch. Lesen Sie die Geschäftsbedingungen! Für was wird garantiert? Wofür wird die Haftung ausgeschlossen? Wie sind die Rücknahmebedingungen? Kann ich erworbene Stücke von einem Prüfer begutachten lassen?

Und – lassen Sie Ihren gesunden Menschenverstand walten!

Wird Ihnen jemand echte 100.- € Scheine für 69,50 verkaufen? Sicher nicht. Warum sollte Ihnen dann jemand ein teures Stück, für das jeder Händler sofort 1200.- € bezahlt für 995.- € abgeben? Die Antwort ist ganz einfach. Der Händler wird ihm sagen, dass er für seine nachgummierte „Gurke“ bestenfalls 120.- € bekommt. Punkt.

Alle anderen lesenswerten Artikel aus unserer Serie „Qualität von Briefmarken“:

Teil 1: Qualität & Beschädigungen (mögliche Fehler)
Teil 2: Zähnungscharakteristika verschiedener Zeitperioden
Teil 3: Gummierung & Papierqualität

4 Kommentare

    • Guten Morgen Herr Heinze,

      wir freuen uns über Ihre Frage. Wir hoffen wir können Ihnen mit der Antwort helfen.

      Streng genommen, sagt die Bezeichnung „postfrisch“ aus, dass die Marke einwandfrei, wie frisch von der Post ausgegeben, ist. Der Zusatz „einwandfrei“ ist daher unnötig. Dieser Zusatz wird oft angegeben, um den Zustand der Marke werbewirksam zu unterstreichen. Bei hochwertigen Marken ohne Obligo ist aber grundsätzlich Vorsicht geboten.
      Da die eindeutig definierte Bezeichnung „postfrisch“ aussagt, dass die Marke absolut einwandfrei ist, kann es hier keine Steigerung mehr geben.
      Der Zusatz „Einwandfrei“ darf in unseren Augen keinen höheren Preis rechtfertigen.

      Beste Grüße & angenehme Woche

      Ihr SAMMELN SPEZIAL Team

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